Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 85 Boll, ev. Pfarrkirche (ehem. Stiftskirche St. Cyriakus) 1467
Beschreibung
Evangelistenglocke aus der Reutlinger Gießhütte Hans Egers. Im Turm, größte Glocke eines vierteiligen Geläuts. 1942 zum Einschmelzen abgeliefert, 1948 aus dem Glockenlager in Lünen/Westfalen zurückgeführt. Schulterinschrift zwischen Kordelstegen.
Maße: H. (o. Krone) 101, Dm. 126, Bu. 4,1 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
+ lvcas + marcvs + mathevs + iohannes + anno + dvmini + m cccc + lxvii
Anmerkungen
- Vgl. Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern 22–24. Die Glocke dürfte identisch sein mit der von Keppler 139 erwähnten „großen Glocke 1400“.
Nachweise
- Glockenbeschlagnahme 1917, OA. Göppingen (LKA, A 26, 1484,5).
- Kdm Göppingen 75.
- Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern nr. 645.
- Schäfer, Roman. Kirche 104.
- Rapp 11.
- Boll. Dorf und Bad 231.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 85 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0008508.
Kommentar
Die derben Kordelstege der Inschrifteinfassung, die Form und Größe der Buchstaben und die Worttrennung durch kugelendige Johanniterkreuze sowie das einfache Formular der Evangelistennamen ermöglichen eine eindeutige Zuweisung der Glocke an die Werkstatt Hans Egers, von dem drei signierte Glocken von 1440, 1454 und 1455 erhalten sind1.
Das im 15. Jahrhundert im Niedergang begriffene Chorherrenstift Boll zählte im Jahr 1464 nur noch einen Kanoniker, als es in das Göppinger Oberhofenstift inkorporiert wurde. Der Glockenguß drei Jahre später wurde also bereits im Auftrag des Oberhofenstifts ausgeführt.