Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 82† Schlierbach, ev. Pfarrkirche (St. Georg) 1465 (?)

Beschreibung

Grabplatte eines Priesters (Hans Miller?). Im Boden, „zwischen dem Communion- und Taufaltar“1. Zu Beginn dieses Jahrhunderts noch vorhanden. Breiter Rahmen; im eingetieften Mittelfeld ist ein Hochkreuz erhaben stehengelassen, dessen Arme bis an den Rahmen herangeführt sind und dessen Fuß sich in einen Eselsrückenbogen aufspaltet; auf dem Querbalken des Kreuzes eingehauene Inschrift (A), unter dem Balken links ein Kelch, rechts ein Wappenschild in Flachrelief; im Kreuzfuß unter dem Bogen die eingehauene Jahreszahl (B). Stark abgetreten2; auf dem Rand offenbar keine weitere Inschrift.

Beschreibung und Lesung nach einer Abzeichnung der Grabplatte in den Landesbeschreibungsakten für das Oberamt Göppingen3.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg [1/1]

  1. A

    ṇerṇasmiḷḷera)

  2. B

    1465b).

Wappen:
Miller (?)4.

Kommentar

Das Kelchsymbol weist den Stein als Grabplatte eines Priesters aus. Redendes (?) Wappen und Buchstabenbestand deuten mit einiger Sicherheit auf den Zunamen Miller/Müller hin. Bei der Deutung der übrigen Inschrift kommt man über Vermutungen freilich nicht hinaus5.

Textkritischer Apparat

  1. Der erste und vierte Buchstabe besteht jeweils aus zwei gleich langen oben nach links und unten nach rechts gebrochenen Hasten, auch Lesung als u möglich. Vielleicht gibt die Zeichnung diese beiden Buchstaben aber auch ungenau wieder, und die jeweils linken Hasten hatten eine – möglicherweise nur sehr schwach ausgeprägte – Oberlänge; als mögliche Lesung ergäbe sich dann: her ha(n)s miller. Worttrennung läßt die Zeichnung nicht erkennen.
  2. 1462 Pfarrbeschreibung Schlierbach, OAB Göppingen, Kdm Göppingen (wie Anm. 1 und 2). Schlingenförmige 4. Die letzte Ziffer besteht in der Zeichnung aus zwei parallelen Hasten, die bislang offenbar als römisches Zahlzeichen II gelesen wurde. Es dürfte sich aber vielmehr um eine eckige Form der linksgewendeten 5 handeln, bei der die Länge der linken und der rechten Haste annähernd gleich ist und deren Schrägbalken durch die Abnutzung des Steins verlorengegangen ist.

Anmerkungen

  1. Pfarrbeschreibung von der Parochie Schlierbach, 1828 (DekA Göppingen, 235. 4 Nr. 1) 4.
  2. Nach OAB Göppingen 288 und nach Kdm Göppingen 146 war die Inschrift bis auf die Jahreszahl „1462“ unleserlich.
  3. StAL, E 258 VI (wie unten). Auf die Zeichnung machte mich freundlicherweise Herr Kreisarchivar Walter Ziegler aufmerksam.
  4. Scheibenkreuz oder vierspeichiges Rad, vielleicht ein Mühlrad als redendes Wappen. Das Wappenbild gab Anlaß zu der „Sage“, daß unter der Grabplatte „ein Bischoff begraben liege, von welchem die mit einem Wappenrad bezeichneten Scheidemünzen herkommen sollen“, vgl. Pfarrbeschreibung Schlierbach (wie Anm. 1). Mit diesen Münzen sind wohl die Heller gemeint.
  5. Vgl. Anm. a.

Nachweise

  1. StAL, E 258 VI, Spezialia, Konvolut 19: OA. Göppingen.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 82† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0008207.