Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 62 Salach, ev. Pfarrkirche (St. Margaretha) 1. H. 15. Jh.

Beschreibung

Gewölbe- und Wandmalereien im gotischen Turmchor. 1888 und erneut 1906 aufgedeckt und wieder zugetüncht, 1958 freigelegt. Al secco; fragmentarisch erhalten. An Nord- und Ostwand Reste eines Marienlebenzyklus und eines Zyklus zum Leben der hl. Margaretha, ohne Inschriften. Die Südwand wurde beim Anbau der rechbergischen Gruftkapelle im 16. Jahrhundert durchbrochen, dabei Zerstörung der Wandmalerei. Im Kreuzrippengewölbe in der östlichen Kappe die Maiestas Domini, in den vier Feldern der nördlichen und der südlichen Gewölbekappe paarweise gruppiert die vier Evangelistensymbole mit Namenbeischriften1 in langen Schriftbändern: im Nordosten der Adler (A), im Nordwesten der Engel (B), im Südosten der Löwe (C) und im Südwesten der Stier (D); in der westlichen Kappe zwei einander zugewandte Personen mit langen Schriftbändern (E, F), links eine Frau in langem Gewand und hohem, mit einem breiten Wulst gesäumten Hut, rechts ein bärtiger Mann mit hohem Turban, vermutlich eine heidnische Sibylle und einen alttestamentlichen Propheten darstellend. Alle Felder sind entlang den Gewölberippen mit Wolkenbändern gesäumt. Die Inschriften sind stark verblaßt und in weiten Passagen völlig verschwunden.

Maße: Bu. ca. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    Santvs Jo[. . . . .] // evagel//ỵsta

  2. B

    S[. . . .]s M[. . .

  3. C

    [. . . . . ]s [. . . . .]s e[v]a[.]//[. .]l[. . . .]

  4. D

    sanctụ[.] // luc[. . . . . . . .]gel[.//. . .]a)

  5. E

    [. . . . . . .]g̣ịe[. .]ṛ[. . . . . . . .]ịṿ(m) [. . . . . . . . . .]eaṿịṭb)

  6. F

    [. . .]

Kommentar

Die nurmehr schwach erkennbaren Versalien J und M in den Inschriften (A) und (B) scheinen einem Fraktur-Alphabet entnommen zu sein. Da die Malereien stilistisch eher in die 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts weisen2, mit Frakturversalien aber frühestens zu Beginn des 16. Jahrhunderts gerechnet werden kann, dürften die Inschriften zu einem späteren Zeitpunkt überarbeitet worden sein. Der dürftige Buchstabenbestand läßt keine näheren Aussagen zu.

In den beiden Figuren der westlichen Gewölbekappen sind, wie Heribert Hummel sicherlich richtig erkannt hat, eine Sibylle und ein Prophet zu erblicken, nicht, wie früher vermutet, Stifterfiguren3. Am ehesten ist dabei an die erythräische Sibylle zu denken, die am häufigsten zusammen mit alttestamentlichen Propheten auftritt4. Die Spruchbänder des Paares trugen nach dem fragmentarischen Befund offenbar keine Namenbeischriften, sondern wohl Initien von Prophezeiungen.

Textkritischer Apparat

  1. Danach vielleicht noch ein kurzes Wort oder arabische Ziffern (Jahreszahl?).
  2. Über dem e ein Kürzungsstrich.

Anmerkungen

  1. Nicht haltbar ist nach dem Befund die Vermutung Hummels, es handele sich „mit größter Wahrscheinlichkeit“ um die „lateinischen Textanfänge der 4 Evangelien“, vgl. Heribert Hummel, Ein Streifzug durch die Geschichte der Gemeinde Salach, in: 700 Jahre Salach. 1275–1975, Salach 1975, 1–41, hier: 9.
  2. Hummel, Wandmalereien Kr. Göppingen 118: „um 1400“.
  3. Zu den Theorien vgl. ebd. Vgl. schon Hummel, Streifzug (wie Anm. 1) 9.
  4. Vgl. auch die vier Dreiergruppen von Evangelisten, Propheten und Sibyllen im Turmchor zu Oberwälden (nr. 11).

Nachweise

  1. Georg Sigmund Graf Adelmann von Adelmannsfelden, Wandgemälde im Chor der ev. Pfarrkirche zu Salach, in: Aich, Geschichte der Gemeinde Salach 66–68 (Abb.).
  2. Akermann, Frühe kirchliche Wandmalereien 55f. (Abb.).
  3. Hummel, Wandmalereien Kr. Göppingen 30, 118, Abb. 24.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 62 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0006205.