Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 46 Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1430, 1553

Beschreibung

Totenschild des Konrad von Degenfeld. Innen an der Ostwand des südlichen Seitenschiffs; früher am Kanzelpfeiler, dann an der Westwand des südlichen Seitenschiffs1. Rechteckiges Holzbrett, bemalt. Umschrift (A) schwarz auf weißem Grund zwischen aufgemalten roten Leisten. Im dunkelgrundigen Mittelfeld ein großes Vollwappen, links in die Umschrift ragend, der Helm rechts flankiert von einem kleinen Beiwappen. Im oberen Drittel 6zeilige, von den Hörnern der Helmzier mehrfach unterbrochenen Renovierungsinschrift (B) in gelben Buchstaben. Vermutlich restauriert.

Maße: H. ca. 105, B. 53, Bu. 2,9–3,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    Anno · d(omi)nÿ · [m]a) · cccc · xxx · iar / · starb · der · Edel · vest · Conradt · von · degenfeld · vor · / vnser · liebe · frawe · ÿn derb) · / · vasten · demc) got · barmhertzig · sÿ ·d)

  2. B

    Anno // · d(omi)nÿ · 1·5·53· / Jar · ist // wi//der · Ernv̈/ert · vo(n) // marte · vo(n) // deg(e)nfeld / der züt // oberfogt · zue) // gepengf) / der Edel / vest

Datum: 24. März.

Wappen:
Degenfeld; unbekannt2.

Kommentar

Die Schrift ist sehr wahrscheinlich durch spätere Neufassung entstellt. Es ergeben sich in den Buchstabenformen der Inschriften (A) und (B) nur geringfügige Unterschiede, d. h. die Sterbeinschrift dürfte bereits 1553 übermalt und neu geschrieben worden sein. Die rechteckige Form des Totenschildes scheint älter zu sein als die runde (vgl. aber nr. 12 †). Frühe Beispiele im Ulmer Münster reichen bis in die 60er Jahre des 14. Jahrhunderts zurück3. Grundsätzlich ist bei den Totenschilden jedoch immer auch mit nachträglicher, bisweilen mit lange nach dem Tod erfolgter Anfertigung zu rechnen4. Wenn archivalische Quellen vorliegen, läßt sich in der Regel ein Zusammenhang der Anbringung des Totenschildes mit einer Seelgerätstiftung nachweisen.

Die Degenfeld besaßen noch im 16. Jahrhundert in Geislingen ein Stadthaus in der Langen Gasse5. Über die Frau des Verstorbenen ist nichts bekannt, doch ist das kleine Beiwappen mit Sicherheit ihr zuzuweisen, wie sich durch zahlreiche Parallelen auf Ulmer und Nürnberger Totenschilden nachweisen läßt6. Martin II. von Degenfeld, der die Tafel 1553 restaurieren ließ, ist 1557 gestorben. Sein Grabmal findet sich in der kath. Pfarrkirche zu Eybach (vgl. nr. 234).

Textkritischer Apparat

  1. Nur die letzte Haste erhalten.
  2. Keine Worttrennung.
  3. Danach Textunterbrechung durch Wappenschild.
  4. Rankenförmige Verzierung.
  5. Übergeschriebenes o unsicher.
  6. Göppingen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Klemm, Ortsnotizen (wie unten) 12; Kdm Geislingen 46.
  2. In Rot ein goldgekleideter bärtiger Mannsrumpf im Profil, aus den Ohren 2 goldene Adlerklauen wachsend.
  3. Vgl. Bach, Grabdenkmale Ulm 138ff.
  4. Vgl. bes. die Nürnberger Verhältnisse: Pilz, Totenschild in Nürnberg 64, 81f.
  5. Burkhardt, Geschichte der Stadt Geislingen I 107.
  6. Vgl. Pilz, Totenschild in Nürnberg 69, 78; Bach, Grabdenkmale Ulm 137ff.; ferner DI 25 (Ludwigsburg) nr. 93. Auf der Eybacher Familiengedenktafel der Degenfelder (nr. 293) ist als Ehefrau Konrads Anna von Nenningen aufgeführt. Da das Wappen auf dem vorliegenden Totenschild nicht das Nenninger ist, wird Konrad nach Annas Tod ein zweites Mal geheiratet haben.

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 373f.
  2. StAL, E258 VI, Spezialia, Konvolut 17: OA, Geislingen, Einzelblatt „In der Kirche zu Geißlingen“ (fehlerhaft).
  3. AGDSE, Glaskasten XIII, 22: Familien-Denkmäler u. Epitaphien betreffend: Einzelbl. m. Zeichnung des Totenschilds (19. Jh.).
  4. Klemm, Ortsnotizen, Nr. 4: Geislingen Stadt, Heft „Die Herren von Degenfeld“ 12.
  5. Ders., Die Stadtkirche zu Geislingen 65.
  6. Ders., Stadtkirche. Vortrag 45.
  7. Burkhardt, Geschichte der Stadt Geislingen I 301.
  8. Bischoff, Führer 36 nr. B5.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 46 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0004601.