Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 32 Reichenbach unter Rechberg (Stadt Donzdorf), Ramsberg, Schloßkapelle St. Martin 1403

Beschreibung

Grabplatte des Albrecht III. von Rechberg von Hohenrechberg zu Staufeneck1. Innen an der Westwand unter der Empore eingemauert. Zu unbekanntem Zeitpunkt im 19. Jahrhundert aus dem Chor der Kirche des 1802 aufgehobenen Dominikanerklosters St. Maria Magdalena zu Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) hierher verbracht2. Mit tiefer Kerbe eingehauene Umschrift zwischen Ritzlinien, im Feld Vollwappen in hohem Relief; die Helmdecken ragen in die rechte Schriftleiste. Roter Sandstein mit erheblichen Witterungsschäden, Ecken und Ränder stellenweise ganz weggebrochen, rechts unten ergänzt; gesamte Oberfläche schichtweise abblätternd.

Textergänzungen nach Gabelkover.

Maße: H. 229, B. 108, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. [an]no · d(omi)ni · M · cccc / [iiia) · in vigilia · annunci(aci)oni]sb) // marie · o(biit) · strenu[us · / miles · d](omi)n(u)s · albertus / · de · [h]ohen · rechberg · et · ia[ce]tc) · h[ic ·] sep[ultus]

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1403 am Tag vor Mariae Verkündigung (24. März) starb der ehrenfeste Ritter Herr Albrecht von Hohenrechberg, und er liegt hier begraben.

Wappen:
Rechberg3.

Kommentar

Der schlechte Erhaltungszustand der Grabplatte läßt kaum mehr zuverlässige Aussagen über die Schriftformen zu. Die gleichmäßige Schriftverteilung mit auffällig weiten und gleich großen Wortabständen zeugt von einer sorgfältigen Vorzeichnung. Auch die Buchstabenabstände sind regelmäßig, weniger einheitlich ist dagegen die Ausrichtung der Hasten. Der untere Bogen des g reicht nicht in den Unterlängenbereich; der Balken des t und wohl auch das Fahnenquadrangel des r sind mit einem senkrechten, unten nach rechts umgebogenen Abstrich versehen, der deutlich über der Grundlinie endet.

Albrecht III. war der Sohn Konrads III. des Biedermanns von Rechberg zu Staufeneck und Ramsberg. In erster Ehe war er mit Anna Gräfin von Hohenzollern, in zweiter mit Barbara Schenkin von Erbach verheiratet4. Er setzte die Hauptlinie zu Staufeneck fort, während sein Bruder Gebhard die Linie zu Illereichen stiftete. Das Predigerkloster zu Gmünd war eine bevorzugte Grablege der Rechberger, von denen es auch reichlich mit Stiftungen bedacht wurde5.

Textkritischer Apparat

  1. 1403° Gabelkover; M.ccc/iii Rechberg-Epitaphien-Album (wie unten): auf der Zeichnung bricht die Umschrift danach ab. Das vierte c ist wegen der tiefen Kerbe trotz der abgeplatzten Oberfläche des Steins noch eindeutig zu erkennen.
  2. vigilia annunciacionis muß stärker gekürzt gewesen sein als von Gabelkover wiedergegeben.
  3. iam Gabelkover.

Anmerkungen

  1. Zählung nach Stammtaf. d. mediatisierten Häuser 17 Taf. 2.
  2. 1813 wurden die steinernen Fußbodenplatten der Predigerkirche nach Bettringen geschafft, vgl. Kdm Stadt Schwäb. Gmünd II 200. Die Grabplatte wurde allerdings schon früher aus dem Boden genommen. Waltz, Rechb. Chronic (wie unten) beschreibt sie als „auff der linkhen Hand, in die mauern eingemauret“. Ob sie über Bettringen nach Ramsberg kam oder zunächst noch in Gmünd gelagert und dann später zusammen mit dem Epitaph für Magdalena von Stain (nr. 270) von dort direkt an den heutigen Standort transportiert wurde, läßt sich nicht mehr ermitteln. Möglicherweise gehörte die Platte zu den „Monumenten“, die 1837 schon stark verwittert auf dem ehemaligen Friedhof südlich der Predigerkirche standen, vgl. Kdm Stadt Schwäb. Gmünd II 212. Im Rechberg-Epitaphien-Album (GRA Donzdorf, o. Sign.) befinden sich eine Zeichnung der Grabplatte und auf einem losen Blatt die offenbar zugehörige Notiz Jos. Alois Rinks: „Dieser Grabstein befand sich in der ehemaligen Dominikaner-Kirche zu Gmünd.“ Der genauere Standort ergibt sich aus dem von Rink hinzugefügten „Kirchenkalender“-Eintrag des Predigerklosters: „Anno domini MCCCCIII obiit dominus Albertus de hohenrechberg sepultus in Coro nostro“. Über den seinerzeitigen Standort der Platte macht Rink jedoch keine Angaben. Derselbe Nekrologeintrag ist seltsamerweise auch versehentlich unter eine Zeichnung im Rechberg-Epitaphien-Album gesetzt, die das Epitaph des Domherrn Albrecht II. von Rechberg von 1471 aus dem Ausgburger Domkreuzgang (vgl. Kosel 387–390 nr. 376) zeigt.
  3. Die Löwenschwänze nicht verschlungen.
  4. Vgl. Stammtaf. d. mediatisierten Häuser 17 Taf. 2.
  5. Vgl. Kdm Stadt Schwäb. Gmünd II 198, 212; Klaus Graf, Gmünder Chroniken im 16. Jahrhundert. Texte und Untersuchungen zur Geschichtsschreibung der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Gmünd 1984, 153 weist auf ein „Memoriale“ aus der Mitte des 17. Jahrhunderts hin, das die Bestattung von 17 (tatsächlich 19) Rechbergern im Kloster erwähnt (WLB, Cod. hist. F 30 II, p. 94).

Nachweise

  1. Gabelkover (HStAS, J1 Nr. 48g IV) fol. 1650r.
  2. Waltz, Rechbergische Chronic (WLB, Cod. hist. F 30.1) p. 12 (neu: fol. 15v); ders., Rechbergisches Stammbuch (WLB, Cod. hist. F 30.2) fol. 30r (dat. 1303!).
  3. Rechberg-Epitaphien-Album (GRA Donzdorf, o. Sign.), angelegt ab 1809, Zeichnung.
  4. Kdm Jagstkreis I 712 (nur erwähnt, m. falscher Zuschreibung u. Datierung: Albert von Hohenrechberg in Heuchlingen, 14. Jh.).
  5. Gaier, St. Margareten-Kapelle 167 (nur erwähnt).
  6. Ramsberg. Ein Stauferschloß und seine Geschichte, hg. v. d. Neckarwerke Elektrizitätsversorgungs-AG Esslingen, o. O. o. J. [um 1971], 1 (Abb.).
  7. Schahl, Die Bau- und Kunstwerke von Donzdorf 107 (nur erwähnt, m. falscher Zuweisung: nach dem Vorbild älterer Wappengrabsteine vielleicht nachträglich gesetzt für Albrecht I., † 1326).
  8. Hummel, Donzdorf 55 (nur erwähnt, falsche Zuweisung nach Schahl).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 32 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0003207.