Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 26 Ebersbach a. d. Fils-Sulpach, ev. Kirche (St. Lorenz) 2.–3. D. 14. Jh.

Beschreibung

Evangelistenglocke. Im Dachreiter. Früher Torglöckchen in Heidenheim; 1840 von der Stiftungspflege Roßwälden für die Sulpacher Kirche angekauft1. Schulterinschrift zwischen Schnurstegen.

Maße: H. (o. Krone) 42, Dm. 50 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. + S LVCASa) + S IOHANES + S MARCVb)

Kommentar

Die Buchstaben weisen deutliche keilförmige Verbreiterungen der Hasten- und Bogenenden und spitz ausgezogene Bogenschwellungen (bei C, unzialem E und M, rundem N sowie an der gebogenen Haste des pseudounzialen A und an der Cauda des R) auf. Pseudounziales A, unziales H, L, R und S stehen grundsätzlich seitenverkehrt. Die Bogenenden des C und des unzialen E sind so stark eingebogen, daß sie einander auch ohne den C-förmig gekrümmten, auffällig mächtig gebildeten Abschlußstrich fast berühren. Als Worttrenner stehen aus vier Dreiecken zusammengesetzte Tatzenkreuzchen. Eine Glocke in Gerstetten (LKr. Heidenheim) weist weithgehend dieselben Schriftmerkmale auf und stammt sicherlich von demselben Meister2. Die spitz ausgezogenen Bogenschwellungen begegnen in epigraphischen Schriften – so weit durch das bislang edierte Material bekannt – in Deutschland nicht vor 13333 und verstärkt erst ab der Jahrhundertmitte. Die Glocke dürfte somit nach dem Schriftbefund im 2. oder 3. Drittel des 14. Jahrhunderts entstanden sein4.

Die jetzige Sulpacher Kirche wurde einer an der Südseite angebrachten nunmehr leeren Inschrifttafel mit in den Rahmen eingehauener Jahreszahl zufolge 1607 errichtet.

Textkritischer Apparat

  1. A steht auf dem Kopf.
  2. Sic!

Anmerkungen

  1. Notiz in den Glockenbeschlagnahmeakten (wie unten) und in der Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Roßwälden, 1905 (DekA Göppingen, 7.24) 89.
  2. Dt. Glockenatlas WürttHohenzollern nr. 778; dort bereits der Hinweis auf den Zusammenhang beider Glocken.
  3. Vgl. DI 37 (Rems-Murr-Kreis), Einl. XLVf.
  4. In Kdm Kirchheim 173 zu später Zeitansatz ins 15. Jahrhundert; übernommen von Mayer, Geschichte des Roßwälder Stabs 54; Dt. Glockenatals WürttHohenzollern nr. 693 datiert allg. ins 14. Jahrhundert.

Nachweise

  1. Glockenbeschlagnahme 1917 OA. Kirchheim (LKA, A 26, 1484,6).
  2. Kdm Kirchheim 173 (nur erwähnt).
  3. Dt. Glockenatlas Württ.Hohenzollern nr. 693 (Abb. 451).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 26 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0002609.