Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 335† Hirsau, Pfarrkirche St. Bartholomäus 1625

Beschreibung

Grabschrift für Agatha Geere und ihre Tochter Katharina Geere. An der Pfarrkirche des Dorfes Hirsau ‚in der Pletschenau‘ war ursprünglich ein Gottesacker. Steck sah 1844 noch Grabsteine und überliefert Inschriften1. Heute sind alle einstmals nachgewiesenen Steine verschollen.

Wortlaut nach Steck.

  1. Jesu Christo sacrum

    Den 1. Mai 1625 ist in Christo selig entschlafen die Ehren- und Tugendreiche Jungfrau Katharina Geere ihres Alters 27 Jahr.

    Virginei rosa pura chori catharina cruore / puro o christe tuo heic purificata jacet.

    Den 2. Aug. 1625 ist auch in Christo selig entschlafen die ehren und tugendreiche Matron Agatha, geborne Bonakerin. des Ehren- und Wohlgebornen Herrn M(agister) Georg Geeren, würdigen Präceptors im Closter Hirschaw vielgeliebte Hausfrau und aller Armen gutthätige Mutter, ihres Alters 54 Jahr, beide erwartend der fröhlichen Auferstehung.

    Simplicitate pia, effusa bonitateque mater / rara Agatha hac in terra contumulata jacet.

Übersetzung:

Jesus Christus geweiht.

Katharina ruht hier, eine reine Rose des jungfräulichen Chores, entsühnt durch dein reines Blut, o Christus.

Von frommer Einfalt, von reich schenkender Güte, eine Mutter, wie man sie selten findet, Agatha liegt in dieser Erde unter dem Grabhügel.

Kommentar

Über die Gestaltung der Grabplatte (des Epitaphs?) lassen sich nur Vermutungen anstellen: der Wechsel von deutscher Grabschrift und zugehörigen lateinischen Versen (Distichen) setzt eine durchgehende Beschriftung des Mittelfeldes, vielleicht in gestaffelten Zeilen voraus. Vermutlich wurde für die deutschsprachigen Texte Fraktur gewählt, Kapitalisschrift für die lateinischen Verse. Im zweiten Distichon sprengt der Eigenname Agatha das Versmaß. Nicht-metrischer Einschub oder Zutat von Steck? Von den in Hirsau noch aufgefundenen Fragmenten läßt sich kein Stück dem Text zuordnen (vgl. nr. 304).

Anmerkungen

  1. Im gleichen Zusammenhang erwähnt Steck die ältesten Grabsteine des Kirchhofs mit den Jahreszahlen 1564 und 1567, die aber unleserlich seien und von denen heute keiner mehr auffindbar ist.

Nachweise

  1. Steck, Hirsau S. 329.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 335† (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0033504.