Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 210 Hirsau, Klostermuseum 1531

Beschreibung

Bauinschrift. Querrechteckiger Quader aus rotem Sandstein mit (heute) 3zeiliger Schrift. Früherer Standort unbekannt, wahrscheinlich am ehemaligen Küchenbau. Heute im Museum. Die Inschrift ist fragmentarisch (Schriftverlust). Steck sah die Inschrift 1844 in einem Mauerverbund und überliefert den vollständigen Text. Bei einer Autopsie 1956 (damals noch im Mauerverbund am Schloßberg) war eine weitere Zeile noch erhalten, ebenso der größte Teil des linken Randes.

Maße: H. (erhaltene) 22, B. (erhaltene) 60, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Rose Hajdu, Stuttgart [1/1]

  1. [ANNO DOMINI MD XXXI. DIE VERO XXVI MENSIS IVNII HAEC] / COQVINA INCENDIO CON[SVMPTA EST QVAM EODEM ANNO R(EVEREN)D(ISSIMVS)] / PATER ET D(OMI)N(V)S IOANNES [SCVLTETVSa) HVIVS MO(NASTERII) ABBAS BENE MERENTI A] FV(N)DAMENTIS NOVA(M) FECIT EA[NDEM V. MENSIBVS RESTITVIT MEMORIAE LOCVM DEDIT]

Übersetzung:

Im Jahre 1531 am 26. Juni ist diese Küche durch einen Brand vernichtet worden. Im gleichen Jahr ließ der ehrwürdige Vater und Herr, der hochverdiente Abt dieses Klosters Johannes Schultheiß, sie in fünf Monaten von Grund auf neu errichten und bestimmte die Stelle des Gedenkens (= den Platz der Tafel).

Kommentar

Außer der nur fragmentarisch erhaltenen Bauinschrift existiert für den Bau kein Beleg. Die Tafel muß in vollständigem Zustand erheblich größer gewesen sein, rechts, oben und unten ist sie abgearbeitet. Oben fehlt vermutlich eine Zeile, von der 1956 die Zahl XXI noch lesbar war, unten eine weitere, rechts jeweils die halbe Zeilenlänge; 1956 war noch lesbar EST QVAM EODEM ANNO R. D. Nicht zweifelsfrei ist die Verteilung der Schrift auf die Zeilen, nur für den erhaltenen Teil lassen sich Zeilentrennungen nachweisen. Ungeklärt ist auch, warum die Lesart bei Steck den Namen SCVLTETI (Genitiv) überliefert, erwarten würde man SCVLTHETVS. Die Schrift ist eine nahezu klassische Kapitalis der Renaissance mit hochrechteckiger Proportion; das I in IOANNES überhöht, in FVNDAMENTIS das I hinter T klein eingestellt. Dazu paßt die Formulierung des Textes in gewählter (und für einen Küchenbau sehr aufwendiger) Diktion. Die Küche lag zwischen den beiden Refektorien in der Südwestecke der Klausur1.

Textkritischer Apparat

  1. Steck überliefert SCVLTETI.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu auch Neumüllers-Klauser, Quellen zur Bau- und Kunstgeschichte Regest nr. 124.

Nachweise

  1. Steck, Hirsau S. 327.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 210 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0021002.