Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 205 Hirsau, Klostermuseum 1528

Beschreibung

Bronzeplatte und Bronzewappen vom Grabmal des Philipp Feilitzsch zu Sachsgrün. Das zugehörige Steindenkmal ist nicht erhalten. An der Tafel sind rückseitig noch Befestigungsdübel sichtbar. Das Grabmal ist nicht Hirsauer Provenienz, sondern stammt aus der Pfarrkirche St. Blasius in Liebenzell, wo Pfarrer Weitbrecht es nach 1891 noch sah und den Text abschrieb1. Beim Neubau des Kirchenschiffs sind offenbar mehrere Denkmäler in das Museum in Hirsau überführt worden (vgl. nr. 308).

Maße: H. 23, B. 53, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Fraktur-Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Rose Hajdu, Stuttgart [1/2]

  1. Nach Christi geburt M. ccccc vnd Jm xxviii Jar / Jst der Gestreng Edel vnd Ernuest herr Phi:/lips von Feilitzsch Ritter zu der Sachsgrünn / am Montag nach Sant Vrsüla tag vmb / fünff hora vor mittag allhie verschiden dem / gott genedig vnd Barmhertzig sey. Amen.

Datum: 26. Oktober

Wappen:
Feilitzsch von Sachsgrün

Kommentar

Der Bronzeguß ist mit Sicherheit in einer auswärtigen Gießhütte gefertigt worden. Eine Textura mit Fraktur-Versalien verweist auf die Herstellung in Nürnberg, wo die Vischer-Werkstatt zwischen 1520 und 1540 derartige Epitaphien in Serienproduktion gefertigt hat2. Die Schriften entwarf der Schreibmeister Johann Neudörffer. Auswärtige Grabplatten dieser Werkstatt sind in größerer Zahl belegt. Philipp Feilitzsch von Sachsgrün (aus dem Vogtland stammendes Geschlecht) war kursächsischer Rat und mehrfach Begleiter Luthers auf seinen Reisen, u. a. auch auf dem Wormser Reichstag3. Vermutlich starb er auf einer dieser diplomatischen Reisen, die vielleicht auch einen vorübergehenden Badeaufenthalt in Liebenzell einschloß; sein Todesjahr war bisher unbekannt (nach 1532, 1545). In württembergischen Diensten werden Angehörige des Geschlechts im 16. Jahrhundert genannt4.

Grabdenkmäler mit Bronzeauflagen waren vor allem für finanziell besser gestellte Familien keine Seltenheit. Da die Metallteile aber wertvolles Material für Munition waren, sind die meisten Bronzetafeln oder Dekorationsteile in Kriegszeiten eingeschmolzen worden5.

Anmerkungen

  1. Die Notiz von Pfarrer Weitbrecht mit Nachzeichnung des Wappens bezieht sich auf eine Lesung der Inschrift durch Archivrat von Alberti – den Herausgeber des Alberti‘schen Wappenbuchs – im Jahr 1893.
  2. Peter Zahn, Beiträge zur Epigraphik des 16. Jahrhunderts. Die Fraktur auf den Metallinschriften der Friedhöfe St. Johannes und St. Rochus zu Nürnberg (= Münchener Historische Studien, Abt. Geschichtl. Hilfswissenschaften, hg. von Peter Acht, Bd. 2), Kallmünz 1966, S. 90–95.
  3. Vgl. NDB 5 (1961) S. 57 und die dort zitierte Literatur.
  4. Bernhardt II 560. – Pfeilsticker 2954. – HStAStuttgart J 1, 154, 96.
  5. Zur Ausführung von Steindenkmälern mit Bronzeauflagen vgl. DI 16 (Mannheim – Sinsheim) nrr. 122 und 125 (Denkmäler der Familie Ulner von Dieburg). – Vgl. ferner DI 12 (Heidelberg) nr. 188. – DI 22 (Enzkreis) nr. 285 (Eisenguß der Brenztalhütten). Deutlich ausgebrochene Metallteile zeigen Grabplatten der Helmstatt in der Totenkirche zu Neckarbischofsheim: DI 16 (Mannheim – Sinsheim) nrr. 217, 224. Für größere Bestände vgl. die Einleitungen in den Bänden DI 13 (Nürnberg I) und DI 15 (Rothenburg).

Nachweise

  1. Kirchenarchiv Liebenzell (hs.).

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 205 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0020501.