Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 195† Hirsau, Klosterkirche St. Peter und Paul 1524

Beschreibung

Versepitaph für Johannes Hannßmann. Über die Ausführung keine Angaben, vermutlich eine Schrifttafel in der Nähe der (erhaltenen) Grabplatte, die grabdeckend im Boden lag (vgl. nr. 194).

Wortlaut nach Codex Hirsaugiensis (eingeleitet durch ‚Epitaphium huius abbatis Ioannis fuit hoc‘):

  1. Spectandum exigua licet hoc sit mole sepulcrum,ampla tamen magni continet ossa viri.Ioannes erat ille abbas, Hirsaugia cuiusvirtutem grata mente subinde colit.Addictos studiis praesertim iuvit honestis,ornabat celebres moribus egregiis.Verum ubi damnasset caeli inclementia fruges,aperuit miseris horrea pauperibus.Haec sunt aeternis monimenta aequanda tropheis,haec sunt perpetua nomina digna cedro.

Übersetzung:

Mag dieses Grab auch – wenn man es betrachtet – von geringer Größe sein, es birgt doch die großen Gebeine eines bedeutenden Mannes. Abt Johannes war er, seine Leistungen verehrt Hirsau dankbaren Herzens. Er förderte insbesondere die, die sich höheren Studien widmeten, er erzog viele zu hoher Sittlichkeit; als widrige Witterung die Ernte zunichte machte, öffnete er die Scheuern für die notleidenden Armen. Dies sind Denkwürdigkeiten, die ewigen Siegeszeichen gleich sind, dies sind Ruhmestitel, würdig in (unvergängliches) Zedernholz (geschrieben zu werden).

Kommentar

Die fünf Distichen werden singulär im Codex Hirsaugiensis überliefert, die Quellen des 16. Jahrhunderts haben sie nicht übernommen. Die Anspielung in V. 10 auf Horaz, Ars poetica V. 332 ‚carmina … linenda cedro‘ könnte auf eine Holztafel hindeuten. Zu den biographischen Daten vgl. nr. 194.

Nachweise

  1. Codex Hirsaugiensis fol. 13v (Nachtrag auf dem Rand; bei Schneider nicht gedruckt).

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 195† (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0019508.