Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 182 Bad Herrenalb, Klosterkirche St. Maria 1513

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Michael Scholl. Im Chor an der Wand aufgestellt, 12. Stein von links. Die Platte lag 1776 nach dem Zeugnis des Herrenalber Pfarrerbuches im Paradies. Umschrift umlaufend auf breiter Leiste, im eingetieften Mittelfeld Arm mit Pedum, das an der Krümme in eine vegetabilische Ranke ausläuft. Im unteren Teil des Mittelfeldes Fortführung der Inschrift in 3 Zeilen zwischen Linien. Roter Sandstein; untere rechte Ecke beschädigt und geflickt. Alte Signatur III im Bildfeld.

Maße: H. 208, B. 104, Bu. 11 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel, frühhumanistische Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Anno · d(omi)ni · m · v° · x · iii / luce · eua(n)geliste · o(biit) · ven(er)abil(is) · i(n) · chr(ist)o · [pater/et]a) · d(omi)n(us) · mich(ae)l · schol · / de · vai(hi)ngen · xvii° · abb(a)s · mon(aster)iib) · mulbrun(ensis) · // EX · CO(N)VE(N)TV · / HVIVS · LOCI · POSTVLATVS

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1513 (am Fest) des Evangelisten Lukas (Okt. 18) starb der in Christus ehrwürdige Vater und Herr Michael Scholl aus Vaihingen, 17. Abt des Klosters Maulbronn, aus dem Konvent dieses Ortes durch Wahl erbeten.

Kommentar

Die Minuskel ist eng gedrängt und nur mit geringen Brechungen an den Hasten versehen, stark gekürzt. Für die Beschriftung des Feldes wird zur besonderen Hervorhebung eine Kapitalis mit dekorativen Formen verwendet: E in Epsilon-Form, eingestellten Buchstaben und sehr stark verschränktem Wort POSTVLATVS: auf L folgt T, das mit A ligiert ist, S und V.

Die wahrscheinlich postum hergestellte Grabplatte hat ein unübliches Formular; Michael Scholl war Abt in Maulbronn (1504–12); die Ordnungszahl ist fiktiv. Er kehrte nach Niederlegung der Abtswürde in Maulbronn nach Herrenalb zurück, wo er als Abbas emeritus im Rang der Klosterämter nur dem regierenden Abt nachstand.

Als Todesjahr erscheint hier 1513 glaubhafter als das bisher belegte 15231.

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzt nach Formular.
  2. ii kleiner und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Pfeilsticker 3452. – Als Abtsjahre ebd. 3375 für Herrenalb 1505–1518 angegeben; woher diese stammen, ist unsicher, Pfeilsticker gibt nur Gegenverweise ohne Begründung. In Maulbronn sind urkundliche Belege vorhanden: DI 22 (Enzkreis) nr. 161. – Klunzinger S. 60, 123.

Nachweise

  1. Pfarrerbuch Herrenalb 133 nr. 4.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 182 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0018203.