Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 175† Hirsau, Klosterkirche St. Peter und Paul 1503

Beschreibung

Grabschrift des Abtes Blasius Scheltrub. In der Allerheiligenkapelle hinter der Kanzel (aufgerichtet).

Wortlaut nach Parsimonius.

  1. Haec sunt reverendi patris Blasii abbatis fatalia busta. M.D.III. feliciter obiit XI Kalendas Augusti 1503a)

Übersetzung:

Dies ist die vom Schicksal bestimmte Grabstätte des verehrungswürdigen Abtes Blasius. Er starb selig an den 11. Kalenden des August (Juli 22) 1503.

Kommentar

Es ist auffallend, daß Abt Blasius Scheltrub (Schölltrub), einer der baufreudigsten Äbte des spätmittelalterlichen Klosters, nur eine so karge Grabschrift erhalten haben soll. Sie knüpft in der Diktion allerdings bereits an antike Grabschriften an und verweist damit auf einen gelehrten Verfasser (Trithemius?)1. Man sollte annehmen, daß Scheltrub (zumal angesichts seiner freundschaftlichen Beziehungen zu dem Sponheimer Abt) mit einer aufwendigeren Laudatio auf seinem Grabmal geehrt worden wäre. Möglicherweise hat man ihm aber zusätzlich ein eigenes Schriftepitaph gesetzt; das würde die Kürze der Inschrift an dem Grabdenkmal (vermutlich eine aufgerichtete Bildnisplatte) erklären.

Abt Blasius wurde 1484 gewählt; er war der Erbauer der Allerheiligenkapelle, die er daher auch zu seiner Grabstätte wählte; auf ihn gehen Süd-, West- und Nordflügel des Kreuzgangs zurück (der unter Abt Bernhard begonnen wurde), er entwarf mit hoher Wahrscheinlichkeit das Bildprogramm für die Verglasung nach Vorlagen der Biblia Pauperum und ließ die neuen Klausurgebäude errichten; unter seiner Regierung erhielt Johannes Trithemius den Auftrag zur Abfassung einer Klostergeschichte. Hohes Kunstverständnis und Baulust auf der einen Seite führten aber auf der anderen Seite zur Vernachlässigung der Klosterzucht und zu zeitweiser Dispensation vom Amt2. Die Herkunft des Abtes aus Oettingen berichtet Trithemius, heute von Schreiner zugunsten von Aidlingen (Lkr. Böblingen) entschieden3.

Eine bildliche Darstellung des Abtes Scheltrub hat sich in einem der Glasfenster aus der Allerheiligenkapelle erhalten4.

Textkritischer Apparat

  1. Die arabische Jahreszahl wahrscheinlich Zutat des Abschreibers, im Original sicher römische Ziffern.

Anmerkungen

  1. Vgl. aber auch die Grabplatte des Tuzzelingerius aus dem Jahr 1266, wo ebenfalls bustum im Sinn von Grab gebraucht wird (nr. 12), und die Grabplatte für Lienhart Grückler (1499) nr. 161, die auch bereits humanistische Wortwahl zeigt; ählich auch in DI 23 (Oppenheim) nr. 161.
  2. Annales Hirsaugienses II p. 564.
  3. Ebd. p. 521. – Schreiner, Benediktinerkonvente S. 148.
  4. Vgl. CVMA Deutschland, Schwaben 2, Taf. 33, Abb. 114.

Nachweise

  1. Parsimonius fol. 125v sq.
  2. Weizsäcker, Baugeschichte S. 35.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 175† (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0017508.