Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 161 Effringen (Stadt Wildberg), ev. Pfarrkirche St. Maria 1499

Beschreibung

Grabplatte des Bernhard und des Lienhard Grückler. Im Schiff an der Südwand; ursprünglich im Boden der Kirche (etwa an der gleichen Stelle). Roter Sandstein, umlaufende Schrift zwischen Linien (A). Im Mittelfeld oben eingeritztes Wappen, farbig gefaßt (renoviert), darunter 5 Zeilen Schrift zwischen Ritzlinien (B). Der untere Teil der Platte stark abgetreten, rechts abgeschlagen und bestoßen. Umschrift im unteren Teil zerstört1.

Maße: H. 216, B. 104, Bu. 7 (A), 6 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    + Clauditvr hic hvmo · div/es virtute bernhard(vs) · [fama quoq(ve) / clarus . . . . . . . . . . . . .] per secula donent

  2. B

    obiit sac(erdos) linhard(us) / Gruckler Anno / d(omi)ni 1499 rexit / eccl(es)iam effrigen(sis) / Annis [xxxii]

Übersetzung:

Eingeschlossen in diesem Grab ist der an Tugenden reiche Bernhard … in Ewigkeit geben möge (A). Es starb der Priester Lienhard Grückler im Jahr des Herrn 1499, die Kirche zu Effringen lenkte er 32 Jahre (B).

Wappen:
Grückler (mit Kelch).

Kommentar

Beginn und Ende der Umschrift lassen auf Verse schließen (Hexameter). Der erste Vers ist vollständig (‚eingeschlossen in diesem Grab ist der an Tugenden reiche Bernhard‘), ihm müßten Wünsche für die Seligkeit und ein Gedächtnis bei den Lebenden gefolgt sein. Die Formulierung von A folgt überliefertem Formelgut des 11./12. Jahrhunderts2.

Inschrift B ist vermutlich jünger als Inschrift A, auch der Kelch könnte später dem Wappen zugefügt sein. Die Umschrift gilt Bernhard Grückler, Inschrift B seinem Sohn; ersterer ließ sich 1466 das Patronatsrecht von Papst Paul II. bestätigen und verlieh die Pfarrei Effringen an seinen Sohn3.

Anmerkungen

  1. Werner, in: BllWürtFamilienkunde 1 (1924) S. 127–130 konnte noch Notizen auswerten, die 1878 bei der Erneuerung der Kirche und Aufstellung der Platten gemacht wurden. Der Schriftbestand der Umschrift muß offenbar besser erhalten gewesen sein als heute.
  2. Vgl. dazu Walther, Initia carminum I/1 (1969) 2864–2866a. 2869. – Schöller-Könsgen (1977) 2384–2388. – DI 22 (Enzkreis) nr. 17. – Favreau, Inscriptions S. 43 (Belege aus Frankreich).
  3. Rentschler, in: BllWürtFamilienkunde 1 (1924) S. 120.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 161 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0016104.