Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 144† Hirsau, St. Peter und Paul, Winterrefektorium 1493

Beschreibung

Das 1480 von Abt Bernhard von Gernsbach offenbar grundlegend erweiterte Winterrefektorium erhielt seine Ausstattung mit Glasfenstern und Bildern unter Abt Blasius1. Aus dem Jahr 1493 ist die Anfertigung eines Tafelgemäldes mit einer Abendmahlsdarstellung überliefert, aus dem gleichen Jahr eine gemalte Stiftungsinschrift mit der Erinnerung an das Provinzialkapitel der Bursfelder Reform2. Eine genaue Beschreibung der Ausstattung mit Wiedergabe der die Wandgemälde begleitenden Inschriften überliefert Hieronimus Rainolt. Auf der Nordseite war die Abtsreihe des Sommerrefektoriums weitergeführt (vgl. nr. 191) und mit den Äbten Johannes Schultheiß, Ludwig Velderer, Heinrich Weikersreuter, Johannes Parsimonius, Antonius Varnbüler, Johannes Brenz, Johann Huzelin und Paulus Rucker bis zur Gegenwart vervollständigt worden; dabei handelte es sich zweifellos um Zutaten einer späteren Restaurierung unter Abt Huzelin in den Jahren 1606/07, auf die der Text verweist. Da die Nordwand unter Abt Blasius aber kaum unbemalt gewesen war, müssen die damals angebrachten Bilder getilgt oder überstrichen worden sein. Auf der Fensterwand (W-Wand) waren die Propheten des alten und neuen Bundes zwischen den 8 Fenstern angeordnet, zentriert um eine Darstellung der Verkündigung und der Maria mit dem Kind an der steinernen Lesekanzel. Über Fenster 5 die Inschrift Sub beato Blasio 1493. Die Bilder der an die Küche grenzenden Südwand bezogen sich alle auf Feuer und Wärme, die Beischriften gaben entsprechende Schriftzitate wieder. In der Mitte der Wand stand der eiserne Ofen. Auf der Westwand weist Rainolt 14 Gemälde mit Beischriften nach, davon über der Eingangstür das Wappen des Abtes Blasius Scheltrub, rechts und links die Ordensgründer Benedikt und Scholastika mit ihren Wappen; die rechts folgende Reihe von 10 Gemälden war dem Holzschnittwerk ‚Exercitium super pater noster‘ entnommen und zeigte mit diesem gleichlautende Beischriften3. Auf jedem Bild waren als Hauptpersonen ein Engel und ein Mönch dargestellt, der Mönch erbittet von dem Engel die Unterweisung in rechter Gebetsgesinnung. Die erklärenden Tituli stehen in der Blockbuchausgabe über den Bildern, in der Ausmalung waren sie (bis auf geringe Abweichungen textgetreu) unter die Bilder gesetzt. Die Spruchbandinschriften differieren mitunter gegenüber der Vorlage (2. Ausgabe des Blockbuches).

    Anmerkungen

    1. Annales Hirsaugienses II p. 545 (datiert auf 1491), ebd. II p. 599. Als Summe der Aufwendungen nennt er 300 fl. Vgl. Neumüllers-Klauser, Quellen zur Bau- und Kunstgeschichte, Regesten nrr. 118–123.
    2. Vgl. den Wortlaut unter nr. 145.
    3. Vgl. dazu Eugène Dutuit, Manuel de l‘amateur d‘estampes Tom. I Paris 1884, Tom. V Paris 1884 (Nachdruck Amsterdam 1972), hier: Tom. I p. 178–189 und Tom. V Pl. XXXII–XXXVII.

    Nachweise

    1. Rainolt fol. 68–83v.

    Zitierhinweis:
    DI 30, Landkreis Calw, Nr. 144† (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0014403.