Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 136 Rohrdorf, kath. Pfarrkirche St. Johannes d. T. 1485

Beschreibung

Marienplastik mit Stifterinschrift, sog. ‚Rohrdorfer Madonna‘ vom ehemaligen Hochaltar. Im heutigen Altarschrein als Mittelfigur aufgestellt1. Die Marienfigur stand bis 1832 mit vier weiteren Figuren (Johannes der Täufer, St. Georg, Sankt Katharina und St. Odilia) im spätgotischen Hochaltar der Rohrdorfer Kirche. Im heutigen Altarschrein wurde sie 1956 wieder als Mittelfigur aufgestellt. In einer rückwärtig ausgehöhlten flachen Vertiefung Stifterinschrift in 4 Zeilen aufgemalt. Unter der Inschrift Wappen aufgemalt, farbig gefaßt.

Maße: H. (der Figur) 161, H. des Inschriftfeldes ca. 40, Bu. ca. 0,5 cm.

Schriftart(en): Kursive, gemalt.

  1. Jorg

    her Jorg von Hohenhem den / man nempt bambast coment uf hus / hat dis werck lassen machen / Anno i(n)c(arnationis) 148V

Wappen:
Hohenheim

Kommentar

Die relativ flüchtige Ausführung der Stifterinschrift erklärt sich aus der Anbringung auf der Rückseite der Figur. Es war keine Öffentlichkeitswirksamkeit beabsichtigt. Das ca. 40 cm über dem Schriftblock einzelstehende Jorg mit einem überdimensional ausgelegten Initium macht den Eindruck einer Schriftprobe in etwas aufwendiger geführtem Duktus, den man aber bei der Ausführung zugunsten einer einfachen Kanzleikursive verworfen hat. Die Jahreszahl ist gelegentlich auch als 1482 gelesen worden; es kann jedoch keinem Zweifel unterliegen, daß es sich um eine römische V handelt; allenfalls wäre eine 7 in gotischer Form denkbar, die aber verkehrt herum gesetzt sein müßte. Gemischte Jahreszahlen in arabischen und römischen Ziffern lassen sich mehrfach nachweisen2.

Über den Meister des Rohrdorfer Altars lassen sich nur Zuschreibungen machen3. Von den anderen Figuren befindet sich nur die Plastik des Johannes noch in der Rohrdorfer Kirche, während die Tafelgemälde der Altarflügel in die Staatsgalerie nach Stuttgart gekommen sind. Der Stifter des Altars Georg Bombast von Hohenheim war von 1453–1496 Komtur der Johanniterkommende Rohrdorf4. Er wendete für den Altar 660 fl. auf und ließ für 200 fl. das Netzgewölbe der Kirche restaurieren5.

Anmerkungen

  1. Die jetzige Aufstellung der Altarfigur und ihre mechanische wie elektronische Sicherung erlaubten keine Autopsie der Inschrift. Beschreibung nach Photo.
  2. Vgl. DI 12 (Heidelberg) S. 413 (Register), DI 22 (Enzkreis) nr. 184.
  3. Dazu Bruno Bushart, Der Meister des Rohrdorfer Altars, in: Schwäbische Heimat 8 (1957) S. 2–11 (8 Abb.).
  4. Pfeilsticker 1543 (Nennungen 1481–1495).
  5. Frdl. Mitteilung von Frau Irma Bürkle – Rohrdorf.

Nachweise

  1. Bushart (wie Anm. 3).

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 136 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0013601.