Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 131† Hirsau, Klosterkirche St. Peter und Paul, Dormitorium 1480

Beschreibung

Das zweiflügelige Dormitorium über dem Kapitelsaal und dem Sommerrefektorium wurde 1480 unter Abt Bernhard neu errichtet1. Seine Einrichtung ist in den beiden Hirsauer Quellen des 16. und 17. Jahrhunderts beschrieben. Es erstreckte sich mit zwei Flügeln über das Obergeschoß des Kapitelsaals und des Parlatoriums im Osten und des Sommerrefektoriums im Süden. Parsimonius beschränkt sich auf die Wiedergabe der Inschriften, die auf allen 3 Seiten der 17 Querbalken in beiden Flügeln eingeschnitzt oder aufgemalt waren; sie werden hier nicht wiedergegeben, zumal sie bei Martin Crusius im Wortlaut verzeichnet sind2.

Kommentar

Bei Rainolt findet sich eine Skizze der beiden Flügel, er gibt genaue Maßangaben (Länge des Ostflügels 195 Fuß, des Südflügels 150 Fuß; Breite 17 Fuß bzw. ca. 15 Fuß). Im Ostflügel war je ein Fenster an der Nord- bzw. Südwand. Vom Ostflügel aus führte eine Treppe in den Chor der Klosterkirche, eine weitere im Süden verband das Dormitorium über ein Treppenhaus mit dem Refektorium. Rainolt nennt die Zahl der Zellen (21 im Ostflügel, 16 im Südflügel) und zitiert die Balkeninschriften im Wortlaut. Aus den Beschreibungen geht hervor, daß das Dormitorium einen Umbau erfuhr, der vermutlich durch die Abtrennung von Rekreationsräumen bedingt war. Einzelne Balkeninschriften waren durch diese Einbauten verdeckt.

Die Zitate sind in den Abschriften nur nach Autoren, nicht nach Werken bezeichnet: Ambrosius, Aristoteles, Arsenius, Augustinus, Cassiodor, Bernhard von Clairvaux, Gregor von Nazianz, Papst Gregor der Große, Hieronymus, Jakob der Karthäuser, Isidor von Sevilla, Peregrinus, Seneca. Die Zitate von Trabs 9 lassen sich als Sentenzen aus dem Speculum virginum nachweisen, hier einem Autor Peregrinus zugeschrieben3. Eine Renovierung (?) ist am Fenster des Ostflügels bezeugt: anno domini 16094. Die teilweise unvollständigen Zitate machen deutlich, daß ihre Anbringung zu einer Zeit erfolgt sein muß, als die Einbauten noch nicht teilweise die Balken (10, 13 und 15) verdeckten, vermutlich also zeitgleich mit der Erbauung des Dormitoriums.

Anmerkungen

  1. Annales Hirsaugienses II p. 510.
  2. Parsimonius fol. 120r–122v. – Die Texte auch bei Crusius, Annales Suevici Liber Paraleipomenon p. 52.
  3. Matthäus Bernards, Um den Zusammenhang zwischen ‚Speculum virginum‘, ‚Dialogus de mundi contemptu vel amore‘ und verwandten Schriften, in: Recherches de Théologie ancienne et médiévale XXXIV (1967) S. 84–130, hier S. 110. Ich verdanke diesen Hinweis Herrn Dr. Urban Küsters – Düsseldorf.
  4. Rainolt fol. 27v–31. – Vgl. auch Neumüllers-Klauser, Quellen zur Bau- und Kunstgeschichte nr. 126, 127.

Nachweise

  1. Weizsäcker, Neue Studien S. 80.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 131† (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0013106.