Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 52 Bad Herrenalb, Klosterkirche St. Maria und Klosterstr. 19 1394(?)

Beschreibung

Grabplatte der Hedwig von Heimerdingen. Die Platte ist in drei Bruchstücken erhalten: im Lapidarium der Kirche liegen zwei aneinanderpassende Bruchstücke einer hochrechteckigen Platte mit Teilen der Umschrift zwischen Ritzlinien auf den Langzeilen (I und II). Die Kopfzeile fehlt. Im Mittelfeld Rest einer Wappenritzung und alte Signatur XXXV. Roter Sandstein. In einem Garten der Klosterstraße 19 steht ein Fragment mit 3 Zeilen Schrift (III) (unterer Teil der Platte), die sich an die in der Klosterkirche erhaltenen Fragmente anschließen. Das Fragment ist gerade abgearbeitet, es diente daher vermutlich vorübergehend als Bodenbelag.

Maße: H. (erhaltene) I: 92, B. 74, Bu. 6 cm; II: H. 36, B. 74, Bu. 6 cm; III: H. 54, B. 74 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. [+ anno · d(omi)ni · m · ccc · xc · ]/iiii · Malachie · e(pisco)pi ·o(biit) · d(omi)na · hete[wigis] · de · Heimerdingen · relicta ·richelmi · de · merklingen · armigeri ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1394 am Tag des Bischofs Malachias (Nov. 5) starb Frau Hedwig von Heimerdingen, die Witwe des Edelknechts Richelm von Merklingen

Wappen:
‚dua sparsa ala‘1 (= Gomaringen)

Kommentar

Die drei Bruchstücke sind alle mit derselben Minuskel beschriftet; die sehr spezifischen Elemente – ein e mit bis zur unteren Schaftbrechung herabgezogenem rechten Abstrich und ein g mit ganz gedrungenem Corpus und einer rechts ausgreifenden Cauda an der rechten Haste – kehren auch bei der Grabplatte des Gerhard von Straubenhart von 1395 wieder (vgl. nr. 54). Die Wappenritzung ist in ihrer Stellung befremdlich: das Wappen muß im unteren Teil des Bildfeldes, um 90° gewendet gestanden haben. Von einem (heute nicht mehr kenntlichen?) Wappen im oberen Teil des Mittelfeldes ist nichts überliefert.

Die Wiedergabe der Inschrift nach Gabelkovers Notizen ist nicht zweifelsfrei; es heißt bei ihm zunächst ‚anno domini 1397 die Malachie …‘2, zwei Seiten weiter (Nachtrag des jüngeren Gabelkover) ‚A(nno) 1324. die Malachie …‘ Bis auf die Jahreszahlen ist der Wortlaut gleich. Auf dem Bruchstück ist die iiii noch sichtbar, die Zehnerstelle muß jedoch vom jüngeren Gabelkover aus einer 9 verlesen sein3. Die von Gand ausgesprochene Vermutung, es habe zwei Personen gleichen Namens gegeben, beide mit einem gleichnamigen Mann verheiratet und beide an einem Malachias-Tag gestorben, scheint wenig glaubhaft4.

Da für das Jahr 1324 eine Minuskelschrift in Herrenalb äußerst unwahrscheinlich ist und Hedwig von Heimerdingen 1346 und 1372 noch genannt wird, kann man aus dem Zeugnis des Steins und den Gabelkover-Überlieferungen nur auf das Jahr 1394 als Todesjahr schließen, allenfalls 1397 annehmen, falls die Lesung uii für das Zahlzeichen 7 stehen soll. Im Herrenalber Pfarrerbuch ist die Jahreszahl der Inschrift nicht leserlich, ebenso ist der Vorname des Ehegatten durch einen Strich ersetzt. Die Wappendarstellung im Mittelfeld ist angedeutet5.

Anmerkungen

  1. HStAStuttgart J 1–48 g, fol. 798r (Gabelkover d. Ä.).
  2. Wie Anm. 1.
  3. Ebd. fol. 800r (Gabelkover d. J.).
  4. Gand, Seelbuch S. 57. – Vgl. auch Schreiner, Benediktinerkonvente S. 177.
  5. Pfarrerbuch Herrenalb 133v nr. 13.

Nachweise

  1. HStAStuttgart J 1–48 g (wie Anm. 1 und 3).

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 52 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0005200.