Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 35 Wildberg, Kloster Maria Reuthin 1358

Beschreibung

Grabplatte der Gräfin Liutgard von Hohenberg (und einer Schwester?). An der Mauer des ehemaligen Kreuzgangs, Südwand. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein, Schrift umlaufend, die rechte Längsleiste 3zeilig beschriftet. Im Mittelfeld unten Wappenschild in Relief. Der ganze Stein stark verwittert und durch Steinfraß zerstört, weitgehender Schriftverlust, der rapide fortschreitet. Die Kopfleiste fehlt ganz, offenbar abgearbeitet.

Maße: H. 144, B. 66, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. [ANNO · DOMINI]/ · CCC · LVIII · [IN DIE SANCTI]/ · GALLI · CON[FESSORIS/ OBIIT] · SOROR · LIVGARDIS · CO[MITISSA]//M · CCC · L[. . . . . . . . . . .]ISSA/ DE · HOH[ENBERG]

Datum: 16. Oktober

Wappen:
Hohenberg

Kommentar

Die Majuskelschrift ist zum größeren Teil nicht mehr im Zusammenhang lesbar. In der rechten Längsleiste ist die Jahreszahl zu erkennen, in der Fußzeile der Heiligentag. Der Name füllt die linke Längsleiste; da die Inschrift dann (über die abgearbeitete Kopfleiste) auf der rechten Längsleiste in einer zweiten Zeile weitergeführt ist, muß die Grabplatte für zwei Hohenberger Gräfinnen und Nonnen im Kloster gearbeitet worden sein1. Es könnte sich um ‚fraw Luckgart vnd fraw Anna von Hohenberg‘ handeln, Töchter des Grafen Burkhard von Hohenberg und seiner Ehefrau Adelheid von Vaihingen, die nach dem verlorenen Seelbuch des Klosters in der Mitte des 14. Jahrhunderts als Nonnen in Reuthin lebten. Da noch eine dritte Schwester – Adelheid – als Klosterfrau genannt wird, könnte der zweite Sterbeeintrag auf der Platte auch auf diese Schwester zu beziehen sein; sie wird nach 1364 nicht mehr genannt, während die Schwester Anna noch 1381 urkundlich erwähnt wird2.

Anmerkungen

  1. Doppelbeschriftungen auf Grabplatten des 14. Jahrhunderts lassen sich mehrfach nachweisen, meist für Familienangehörige: vgl. DI 29 (Worms) nrr. 35, 94, 99, DI 15 (Rothenburg) nr. 21 (1343), DI 4 (Wimpfen) nr. 8 (1325).
  2. Decker-Hauff, Genealogia Reuthinensis S. 130. – Vgl. dazu auch Gand, Maria-Reuthin S. 54f., ferner Gand, Maria-Reuthin (ungedruckte Regesten) nr. 476.

Nachweise

  1. Gand, Maria-Reuthin S. 23.
  2. Gand, Seelbuch S. 14 (Abb. 7).

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 35 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0003509.