Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 24 Bad Herrenalb, Klosterkirche St. Maria 1325

Beschreibung

Grabplatte des Hermannus. In der nördlichen Seitenkapelle (Sakristei) an der Nordwand. Umlaufende Inschrift zwischen Linien, beginnend in der Mitte der Kopfleiste. Im Mittelfeld oben eingeritztes Wappen, darunter Ritzfigur eines Mannes in weltlicher Tracht unter Astwerkbogen. Stark abgetreten, besonders im Bereich der rechten Längsleiste und der Fußleiste. Roter Sandstein.

Maße: H. 235, B. 86, Bu. 5–5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. + ANNO · / DOMINI · CCC · [XX]V · ID[VS] · FEBRVARI/I · OBIIT · HERMANNVS · BEATE · MEMORIE · CIVIS · SPIRE/NSIS

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1325 an den Iden des Februar (Febr. 13) starb Hermann, ein Bürger von Speyer frommen Angedenkens.

Wappen:
zwei gekrümmte Fische

Kommentar

Die Majuskelschrift ist sehr feinstrichig ausgeführt, die Buchstaben zeigen ausgeprägte Sporenansätze, I hat einen Knoten in der Mitte des Schaftes.

Im Herrenalber Pfarrerbuch lautet der Inschrift-Text ANNO DOMINI 1325 DIE 13. FEBR(UARII) O(BIIT) JOHANNES HERMANNUS BEATAE MEMORIAE CIVIS SPIRAE1. Das Datum ist aus der römischen Tagesdatierung umgesetzt, die Zeichnung gibt nur eine Platte mit leerer Randleiste wieder, jedoch keine Darstellung im Mittelfeld. Bemerkenswert ist die dem Nekrologgebrauch entnommene Formel BEATE MEMORIE; es muß sich also um einen begüterten Stifter gehandelt haben, der sich in Herrenalb beisetzen ließ.

Beziehungen von Speyer zum Kloster Herrenalb sind im 13. und 14. Jahrhundert mehrfach bezeugt2. Eine Identifizierung des Bestatteten ist jedoch nicht möglich; das Wappen (zwei nach innen gekrümmte Fische) entspricht dem der Familie Rappenherr in Pforzheim3. Die Schrift zeigt starke Ähnlichkeit mit der Beschriftung der Grabplatte für den Schultheiß Heinrich von Eberdingen in der Pforzheimer Stiftskirche († 1324).

Anmerkungen

  1. Pfarrerbuch Herrenalb 151 (ohne nr.). Als Standort heißt es ‚hart außerhalb der Kirche gegen die große Kirchthür zu, der kleineren gegenüber‘.
  2. Vgl. nrr. 26, 55 und Busch-Glasschröder I S. 36, 681f. – Zu vergleichbaren Beziehungen zum Zisterzienserkloster Maulbronn vgl. DI 22 (Enzkreis) Register s. v. ‚Speyer‘.
  3. Vgl. etwa den Stein der Elisabeth Rappenherr geb. Wels in der Schloßkirche: Kdm Baden IX 6, S. 154, Abb. 129.

Nachweise

  1. Pfarrerbuch Herrenalb 151.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 24 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0002406.