Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 358 Zavelstein (Stadt Bad Teinach-Zavelstein), ev. Kirche 1645

Beschreibung

Epitaph der Anna Maria Buwinghausen von Wallmerode, geborene vom Stein. Die hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein steht im Chor an der Nordwand, dritter Stein von links. Die breite Randleiste mit ornamentalem Schmuck trägt rechts und links 4 Vollwappen mit Beischriften. Im flacheingetieften Mittelfeld oben Kartusche mit Bibelspruch (A), darunter im Rundmedaillon Allianzwappen, darunter Rollwerktafel mit Inschrift in 20 Zeilen (B). Oben und unten im Rollwerk Engelskopf bzw. Totenschädel. Zwei Brüche in der unteren Hälfte des Steins, Ränder bestoßen. Das Wappen links unten unkenntlich, die Beischriften der anderen Wappen teilweise beschädigt.

Maße: H. 177, B. 79, Bu. 1–1,2 cm.

Schriftart(en): Fraktur, humanistische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    Ihr seit gestorben Ewer leben ist verborge(n) / mit Christo in Gott, wan aber Christus / ewer Leben sich Offenbaren würt, dann / werdet ihr auch Offenbar werden mit ihm / in der Herrligkeit. Zum Coloss. am 3.1)

  2. B

    Anno Dominia). 16. 45. den / 3. Martija) Abents vmb 7. Vhr ist in dem Herrn / Sanfft vnd Seelig eingeschlaffen Weyland die / Wohlgeborne Fraw Anna Mariaa) Buwinck=/hausen von Wallmerodt Geborne Freyen vom Stein / deß WohlEdellgebornen Gestr(engen) Jacob Frideric Bu=/winckhausen v(on Wallmerodt andere Hertzgeliebte Hauß=/fraw, nach dem sie miteinander in der Ehe gelebt / 1. Jahr 8. Monat 1. tag vnd in solcher Gezeigt / ein Söhnlein so noch so lang Gott will im Leben / ward Geboren In Annoa) 1623 den 1. No=/embrisa) Dern Verstorbnen Leichnamb / der Allmechtige Gott an Seinem grossen tage / Sampt allen Seelig Abgestorbnen mit frewden / zur Ewigen Seeligkeit Erwecken wölle. Amen. / Ich hab einen Guetten Kampf gekempfft, ich hab / den Lauff Vollendet, ich hab glauben gehaltten, / hinfurt ist mir beygelegt die Cron der Herligkeit / welche mir der Herr an ienem tag der Gerechte / [Richter ge]ben wird. 2. Thi[mot.] 4 Cap(itel) [17]2).

Wappen:
Stein, Marschall von Pappenheim.
Fr(ei)Herr v(on) SteinMarschall von Bappen/heim
WesternachEbenleben
[Hohen]eckhKreit
[. . .]mannZender

Kommentar

Die Schrift zeigt auf diesem Stein keine Kapitalis-Versalien wie auf anderen zeitgleichen der Familie (vgl. nr. 353, 354), sondern hebt einzelne Worte in humanistischer Minuskel hervor; dadurch entsteht – bei nahezu moderner Graphie – das Bild einer schon fast barocken Gestaltung der Platte, wie sie vermutlich auch als Eigentümlichkeit einer bestimmten Werkstatt gelten kann. Die Annahme einer späteren Entstehung könnte mit dieser spezifischen Gestaltung zusammenhängen; ebensogut aber wäre es denkbar, daß eine bestimmte Werkstatt etwa seit 1642 die Totengedächtnismale für die Familie von Buwinghausen in gleichem Stil schuf.

Die zweite Frau des Jakob Friedrich von Buwinghausen hatte aus ihrer kurzen Ehe einen Sohn (auf den in der Inschrift Bezug genommen ist), der schon 1651 verstarb; der Ehemann heiratete in dritter Ehe Sophie Potentia von Sperberseck, in vierter Ehe Maria Barbara von Reischach3.

Textkritischer Apparat

  1. Humanistische Minuskel.

Anmerkungen

  1. Col. 3, 3.
  2. 2. Tim. 4, 17.
  3. Markus Otto, in: Südwdt. Blätter für Familienkunde 11 (1964) S. 426.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 358 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0035807.