Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 340† Bad Liebenzell, ev. Pfarrkirche St. Blasius 1627

Beschreibung

Grabschrift des Philipp Ludwig Schenk von Limpurg. Der Inschriftträger ist unbekannt, vermutlich ein Epitaph; die Abschrift gibt eine Ahnenprobe zu 16 wieder, die auf einer Grabplatte kaum Platz gehabt haben dürfte. Zudem lassen die in der Reihenfolge nicht korrekten Wappenbeischriften (falls die Wappenangaben nicht nur Identifizierungen des Abschreibers sind) die Wahrscheinlichkeit von Vertauschungen und/oder vorzeitiger Zerstörungen der Schrift erkennen. Das Denkmal muß 1891 beim Neubau des Kirchenschiffs noch vorhanden gewesen sein und wird auch 1912 noch nachgewiesen1.

Wortlaut nach Kirchenarchiv Liebenzell (Pfarrer Weitbrecht).

  1. Philipp Ludwig Herr zu Limpurg des H(eiligen) Römischen Reiches Erbschenk und semperfrey, fürstl(ich) württ(embergischer) Rat und Obervogt zu Liebenzell starb den 17. Februar An(n)o 1627

Wappen:
Limpurg2
Limpurg[Hanau-Lichtenberg]a)
Erpach
LodronFürstenberg
R[h]eingraf[Zweibrücken]-Bitsch
SchlickHansteinb)
WertheimBaden
Bronbadenc)R[h]eingraf
Neuhausd)Werdenberg
NeuenprvcBintheime)

Kommentar

Der Todestag ist nach dem neuen Kalender angegeben; bei Pfeilsticker u. a. erscheint als Todestag der 6. Februar 1627.

Philipp Ludwig Schenk zu Limpurg-Speckfeld war ein Sohn von Schenk Eberhard I. von Limpurg und seit 1617 württembergischer Obervogt zu Liebenzell; er war seit 1615 mit Eva Barbara von Seinsheim vermählt3. Zwei seiner Töchter starben hier im Kindesalter (vgl. nr. 330). Eine dritte Tochter wurde 1619 geboren und heiratete 1636 Georg Friedrich Graf zu Castell. Ein Begräbnis für Philipp Ludwig von Limpurg in Obersontheim (fränkischer Besitz der Schenken) läßt sich nicht nachweisen, während die Abschrift in den Liebenzeller Kirchenakten offensichtlich authentisch ist4. Über die Ausführung sind nur Vermutungen möglich; das Mittelwappen und die Ahnenprobe sprechen für ein steinernes Epitaph, die relativ kurze Inschrift kann durch die Anbringung der Wappen begründet sein.

Textkritischer Apparat

  1. Die Mutter des Philipp Ludwig war Katharina, Gräfin von Hanau-Lichtenberg; die Wappenbezeichnung fehlt.
  2. So statt Hohenstein.
  3. So statt Brombado.
  4. So fälschlich (statt Neuenpruc?). Die Abschrift setzt hinter Neuhaus ein Fragezeichen und fügt Neuenpruc in Versalien hinzu. Es ist denkbar, daß der Abschreiber den Fehler bei den Beischriften (?) erkannte und korrigierte, ohne die irrige Beischrift zu tilgen.
  5. So statt Bentheim.

Anmerkungen

  1. Carl Mohl, der Liebenzeller Friedhof, in: Gemeindeblatt für Liebenzell und Filialgemeinden 1. Jg. Nr. 9 (Sept. 1912) S. 4. (frdl. Hinweis von Herrn Kirchengemeinderat Friedrich Zeeb, Bad Liebenzell).
  2. Die Wappenbezeichnung steht in der Mitte, rechts und links davon die Ahnenprobe, links mit 9, rechts mit 7 Namen; die Anordnung der Wappen ist unklar, das läßt darauf schließen, daß Vertauschungen oder Verwechslungen vorliegen.
  3. Pfeilsticker 2555; Bernhardt I S. 467. Vgl. zur Genealogie: Gerd Wunder, Max Schefolg, Herta Beutter, Die Schenken von Limpurg und ihr Land (Forschungen aus Württ. Franken 20) Sigmaringen 1982, S. 76. – Beide Eheleute erscheinen im Jahr 1624 als Badegäste im unteren Bad in Liebenzell, vgl. nr. 372.
  4. Karl Otto Müller, Das Geschlecht der Reichserbschenken von Limpurg bis zum Aussterben des Mannesstammes (1713), in: ZWLG 5 (1941) S. 215–243, hier S. 236 nr. 156.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 340† (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0034005.