Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 291 Vollmaringen (Stadt Nagold), kath. Pfarrkirche St. Georg 1595

Beschreibung

Stifterinschrift auf zwei steinernen Leuchtern aus der alten Kirche, die 1847 in den Neubau übertragen wurden. Leuchter aus grauem Sandstein in Säulenform auf einem quadratischen Sockel mit bekrönendem Kapitell, das durch einen wulstförmigen Ring vom Schaft abgesetzt ist. Auf dem oberen (tragenden) Kapitell des Säulenschaftes steht jeweils die Jahreszahl, die Inschrift ist auf dem Schaft der Leuchter angebracht, darunter aufgelegt ein Wappenschild.

Maße: H. 87, Dm. 20, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. 1595M(ARX) · C(ASPAR) · V(ON) · NEUHAUSEN

Wappen:
Neuhausen

  1. 1595 V(ERONIKA) · V(ON) · N(EVHAUSEN) G(EBORENE) V(ON) F(REIBERG)a)

 
Wappen:
Freiberg

Die Wappenbeischrift des zweiten Leuchters ist durch fehlende Kürzungspunkte zunächst irritierend, zumal keine Zwischenräume zwischen den Buchstaben eingehalten sind; vermutlich war die Vorzeichnung für den Steinmetz nur angedeutet, die Initialen hatten offenbar keine Kürzunspunkte hinter den Buchstaben. Daher wurden bei der Ausführung der Inschrift alle Buchstaben (bis auf das erste V) ohne Abstände zusammengezogen zu der Zeichenfolge VNGVF. – Marx Caspar von Neuhausen war ein Sohn des Reinhard von Neuhausen und der Barbara von Freiberg (vgl. nr. 294 aus dem Jahr 1596). Er war seit 1594 Ortsherr von Vollmaringen, verheiratet mit Veronika von Freiberg. Ein Porträt von ihm, postum gemalt und mit der Jahreszahl 1680 signiert, ist auf Schloß Wachendorf (Lkr. Tübingen) im Besitz der Herren von Ow erhalten; es befand sich früher im Schloß zu Vollmaringen1. Steinerne Altarleuchter sind unter den Vasa sacra eine Seltenheit. Eine Umarbeitung aus Architekturteilen scheidet dem Befund nach aus. Es könnte sich aber um ‚Sanctusleuchter‘ (‚Wandlungsleuchter‘) handeln, deren seit dem 13. Jahrhundert bezeugte Funktionen in den liturgischen Bestimmungen des Tridentinums (Missale Romanum ex decreto SS. Concilii Tridenti restitutum, 1570, Juli 14, Rubr. gen. XX) neu festgelegt wurden. Um 1600 stiftete der Erzbischof von Salzburg für den Salzburger Dom zwei Bronzeleuchter vergleichbarer Dimension2.

Textkritischer Apparat

  1. Befund der Buchstabenfolge VNGVF.

Anmerkungen

  1. 700 Jahre Vollmaringen, Abb. vor S. 49.
  2. Freundlicher Hinweis von Prof. Dr. Johann Michael Fritz. – Vgl. zum Terminus Glossarium Artis Fasc. II, Tübingen 1972, S. 33. – Zum liturgischen Ritus vgl. G. Prodhradsky, Lexikon der Liturgie, Innsbruck 1962, Sp. 340. – Josef Andreas Jungmann, Missarum sollemnia, Wien 21949, Bd. II S. 171f. mit Anm. 16 und 17.

Nachweise

  1. 700 Jahre Vollmaringen S. 106.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 291 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0029101.