Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 286 Neubulach, ev. Pfarrkirche St. Jodokus 1593

Beschreibung

Grabplatte (?) der Veronika von Remchingen. Im Chor an der Ostwand. Inschrift umlaufend auf dem abgeschrägten Rand der Platte, Beginn oben (A). Die Schrift läuft nach links weiter, war also von außen zu lesen. Im Bildfeld oben Wappenmedaillon in Rollwerkrahmung, oben und unten jeweils ein Wappen in Relief. Im unteren Bildfeld Inschriftplatte, Schrift in 8 Zeilen (B). Heller Sandstein.

Maße: H. 174, B. 98, Bu. 3,5 (A), 2 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    Anno do(min)i 1. 5. 93. Den Letsten Dag Nov/emb(ris) starb die Edel vnd Dugentsa(m) Jungfraw Veronica von Remchingen des Edlen / vnd Veste(n) Carl vo(n) Remch(ingen) Auch ehrn vnd Duge/ntsame(n) F(rau) Juliana vo(n) Remch(ingen) geborne vo(n) Grafneckh Ehleibliche dochter Deren Gott gnedig sey A(men)

  2. B

    VF. ERD. IN. ANGST. WAR. DIS. MEIN. TROSTERLEPT. SPRACH. ICH. DER. MICH. ERLÖSTRECHT. WIRT. DER. DEM. ICH. HAB. VERTRAVTOMGEBEN. MICH. MIT. MEINER. HAVTNACH. MEINEM. TOD. DAS. AVS. DER. ERDICH. WIDER. VFFERWECKET. WERDCHRISTVM. IM FLAISCH MIT INIGKEITANSCHAWEN. MÖG. IN. EWIGKEIT1)

Wappen:
Remchingen-Grafeneck (geviert)
RemchingenGrafeneck
RüppurrSchwarzenburg

Kommentar

Der Steinmetz hat in der Umschrift eine hervorragende Fraktur gehauen, die an Kanzlei-Auszeichnungsschriften oder Schreibmeistervorlagen erinnert. Bei der Kapitalis der Tafel sind dünne Zeilen vorgezogen; in der vorletzten Zeile hat der Steinmetz den verfügbaren Platz falsch eingeschätzt und deshalb die auf der Zeile stehenden Worttrennpunkte eingespart. Unklar bleibt die Aufstellung des Denkmals; eine Lage im Boden (abgedeckt?) hätte die einzige Möglichkeit geboten, die Inschrift von allen Seiten lesbar zu machen. Bei der Aufstellung als Wandgrabmal – die vielleicht aber vorgesehen war – bleibt die oberste Zeile kopfständig, damit unlesbar. – Die deutschen Verse paraphrasieren einen biblischen Text.

Carl von Remchingen war Obervogt zu Nagold, Wildberg und Schorndorf, in erster Ehe mit Juliana von Grafeneck verheiratet, in zweiter Ehe mit Maria Magdalena von Karpfen2.

Anmerkungen

  1. Vgl. Hiob 19, 25 und 26.
  2. Bernhardt II S. 558. – Einen Hinweis auf diese Grabschrift gibt auch HStA J 1, 44 fol. 302. Zur Wappenscheibe des Carl von Remchingen aus dem Jahre 1588 vgl. nr. 280.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 286 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0028606.