Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 262 Gündringen (Stadt Nagold), Friedhofskapelle 1576

Beschreibung

Grabdenkmal des Hans Caspar Kechler von Schwandorf. Seit dem Neubau der katholischen Kirche (1967) in einer Wand der Leichenhalle eingelassen; bis 1762 im Innern des Vorgängerbaues der Kirche St. Remigius, danach an der Kirchhofsmauer1. Erhalten sind zwei Fragmente: die fast vollplastische Figur des Ritters in Rüstung, Hände im Gebetsgestus gefaltet, der Helm liegt zu Füßen, zwei Vollwappen rechts und links des Kopfes, mit Beischriften (A). Zugehörig ist der bekrönende Architrav des Denkmals, mit drei Vollwappen belegt, jeweils mit Beischrift (B). Beide Teile gelber Sandstein.

Maße: H. 192, B. 82, Bu. 1,5 cm. – H. 40, B. 122, Bu. 1,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A
    KECHLER SPETEN 
  2. B

    M. V(ON) SEWITZ SEIN / ERSTE HAVSZFROW LIEBENSTAIN / DIE ANDER M. V(ON) HORNNECK / DIE DRITE

Wappen:
Kechler von Schwandorf, Speth

Kommentar

Der Aufbau des Denkmals läßt sich rekonstruieren: die Figur des Ritters war vermutlich von Pilastern gerahmt (mit seiner Ahnenprobe belegt?), die den Architrav trugen; die Grabschrift wird auf einer Tafel im Sockel angebracht gewesen sein2. Die auf einem Foto von 1971 noch sichtbare Tafel mit seitlicher Volutenrahmung ist heute nicht mehr auffindbar und offenbar bei der letzten Versetzung der Steine verlorengegangen3. Sie war – nach den noch lesbaren Textteilen – kaum zugehörig und dürfte eher zu einem Grabdenkmal der dritten Ehefrau gehört haben (vgl. nr. 259). Ein Figurendenkmal – ohne Schrift – ist noch erhalten und neben den Spolien eingemauert; es wird einem Sohn des Hans Caspar zugewiesen.

Hans Caspar Kechler von Schwandorf (Adelsgeschlecht von Unterschwandorf, Stadt Haiterbach) war markgräflich badischer Rat und mehrfach auch Vogt in württembergischen Diensten, zuletzt in Bad Liebenzell und Altensteig4. Er führte seit 1560 die Reformation in seiner Herrschaft ein, nachdem er bereits 1550 als Vertreter seines auf Malta weilenden Bruders die Johanniterkommende Rohrdorf reformiert hatte5.

Anmerkungen

  1. Paulus, Schwarzwaldkreis 151. – OAB Horb 190.
  2. Vgl. etwa DI 20 (Karlsruhe) nr. 339, Abb. 128.
  3. Foto in: Abseits der großen Straßen. Kunstwerke im Landkreis Horb, hg. von der Kreissparkasse Horb, Horb 1971, S. 50. – Foto der drei Fragmente am alten Standort bei Konrad Freyer, Historische und kunsthistorische Sehenswürdigkeiten, in: Der Landkreis Calw Abb. 104.
  4. Pfeilsticker 2135, 2554.
  5. Roedel S. 133.

Nachweise

  1. Abseits der großen Straßen (wie Anm. 3) S. 50.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 262 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0026206.