Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 226 Stammheim (Stadt Calw), ev. Pfarrkirche St. Martin 1. H. 16. Jh.

Beschreibung

Weiheinschrift auf einem Tympanon über dem Eingang der ehemaligen Nikolauskapelle. Der ursprüngliche Standort ist nicht gesichert; das oben spitzgiebelig auslaufende Tympanon aus rotem Sandstein ist unten durch Anbringung einer neuen Tür (oder Versetzung von seinem früheren Standort?) abgearbeitet. Zweizeilige Inschrift.

Maße: H. 60, B. 140, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. III · ID(VS) DECE(M)B(RIS) / DEDICAT(VM) · S(ANCTI) · NYCOLAI

Datum: 11. Dezember

Kommentar

Die Schrift ist eine offenbar nach klassischen Vorlagen gemeißelte Kapitalis, die sich auch die Proportionen der Schrift und die Schaftverbreiterungen am Ende der Hasten zu Dreieckssporen genau zum Vorbild genommen hat. Die Worttrenner stehen in Zeilenmitte, die Schrift ist weit spationiert. In Italien sind Schriftmusterbücher mit Buchstabenkonstruktionen für die klassische Kapitalis seit 1463 bekannt, in Deutschland erschien 1525 Dürers ‚Unterweisung der Messung‘1. Es ist denkbar, daß Vorlagen oder Nachzeichnungen bereits in Steinmetzwerkstätten in Gebrauch waren.

Die alte Pfarrkirche wurde 1506ff. umgebaut, damit ist ein Terminus post quem für die Entstehung der Inschrift gesichert. Da 1524 eine Glocke für die Kirche datiert ist (vgl. nr. 196), dürfte die Inschrift um diese Zeit entstanden sein. Das Schriftbild läßt sich mit diesem Zeitansatz vereinen. Die späteren Umbauten der Kirche im 18. Jahrhundert lassen nicht erkennen, ob die Tür zur Nikolauskapelle immer am gleichen Standort blieb oder verlegt und das Tympanon dabei versetzt wurde.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Kloos, Epigraphik S. 156f.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 226 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0022600.