Inschriftenkatalog: Landkreis Calw
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 30: Landkreis Calw (1992)
Nr. 224† Bad Herrenalb, Klosterkirche St. Maria 1546
Beschreibung
Gedenkplatte (?) für den Abt Lukas Götz. Die Platte lag oder stand 1776 im Paradies der Klosterkirche, sie war 1860 noch vorhanden, ist aber heute verschollen. Nach der Zeichnung im Pfarrerbuch umlaufende Inschrift (A), im Mittelfeld Pedum auf Wappenschild, von einer Hand gehalten, im Wappenschild die Devise des Abtes (B).
Wortlaut nach Pfarrerbuch Herrenalb.
- A
Anno 1546 o(biit) reverendissimus pater et dominus Lucas Gocz de Merstetten prope Münsingen
- B
A(MA) M(E) T(E) S(EMPER) A(MAVI)
Übersetzung:
Im Jahr 1546 starb der ehrwürdige Vater und Herr Lukas Götz aus Merstetten bei Münsingen. – Liebe mich, ich habe dich immer geliebt.
Götz |
Anmerkungen
- Jongelinus p. 65. – Seilacher, Herrenalb S. 66: 11. September.
- Crusius, Annales Suevici Lib. XI partis III p. 630. – Seilacher, Herrenalb S. 54ff.
- Crusius, (wie Anm. 2) Lib. X partis II p. 406 hat in seiner Herrenalber Abtsliste den Bestattungsort Stuttgart, das Datum des 1. September und die Angaben über die dem Abt zur Last gelegten Verfehlungen. – Eine Überführung der Leiche (nach 1548?) nach Herrenalb und die Beisetzung im Paradies könnte aber stattgefunden haben, ohne daß diese Nachricht publik wurde.
Nachweise
- Pfarrerbuch Herrenalb S. 133 nr. 7.
- Seilacher S. 129 Anm. 60.
Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 224† (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0022406.
Kommentar
Der Wortlaut der Inschrift ist vermutlich gekürzt, das Tagesdatum fehlt ebenso wie die Ordnungszahl des Abbatiats. Als Todesdatum überliefert Jongelinus den 1. September, als Bestattungsort nennt er Stuttgart1. Die Devise des Abtes (nach Joh. 21, 15–17) begegnet in dieser Form auch auf Wappensteinen aus den Jahren 1530 und 1533 (vgl. nrr. 208 und 211). Lukas Götz widersetzte sich den Befehlen Herzog Ulrichs, Herrenalb im Zuge der Reformation zu verlassen; er wurde auf Befehl des Herzogs gefangengenommen und erst 1543 bedingt in Freiheit gesetzt2. Die letzten beiden Lebensjahre verbrachte er in Stuttgart, wo er auch beigesetzt wurde3. Die Platte ist daher als Gedenkstein zu betrachten, möglicherweise angefertigt, als das Kloster nach dem Augsburger Interim kurze Zeit wieder dem katholischen Glauben zugeführt wurde. Die Darstellung im Mittelfeld könnte als Rehabilitierung des Abtes gedeutet werden.