Inschriftenkatalog: Landkreis Calw
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 30: Landkreis Calw (1992)
Nr. 213† Hirsau, Kloster St. Peter und Paul nach 1534
Beschreibung
Gründungsinschrift, angeblich angebracht ‚aussen an einem Thurm der newen Hirsauischen Kirchen‘. Vermutlich war die Inschrift aufgemalt und stand im Zusammenhang mit einer Wappentafel.
Wortlaut nach Parsimonius.
ANNO DOMINI. 645. ist die erst Stifftung beschehen von einer Wittfrawen mitt namen Helisena, von dem geschlecht der Edlen knecht zu Calw, an dem berg genant Ottenbron
ANNO. 830. ist die ander Stifftung beschehen vnder dem berg Ottenbron, wie man das Closter noch in augenschein sieht, durch Erlafridum einen Grafen zu Calw
ANNO DOMINI. 1083. ist die drit Stifftung beschehen auff disem gegenwertigen platz, durch ernewerung Adelberti des Graffen zu Calw, vnd bestetigung keyser Heinrichs des vierdten, vnnd ist besetzt worden mit dreihundert ordenspersonen
Anmerkungen
- Vgl. dazu Schmid, Stifter S. 14f. mit Anm. 13.
- Crusius, Annales Suevici Lib. II partis II, p. 41.
- Dazu Hafner, Regesten Jg. 12 (1891) S. 247–53 (mit Nachweisen).
- WürttLBStuttgart Handschrift F 327, fol. 168r.
Nachweise
- Parsimonius fol. 50 sq.
- Crusius, Annales Suevici Lib. VIII partis II p. 276.
Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 213† (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0021303.
Kommentar
Die sog. ‚Helizena-Legende‘ verdankt ihr Entstehen vermutlich den Bemühungen, den Ursprung des Klosters Hirsau möglichst früh, d. h. in merowingische Zeit zurückzuverlegen1. Nach Martin Crusius wurde der Bericht über die Gründung durch Helizena dem Abt Johannes Schultheiß 1534 von den Speyerer Domherren zugänglich gemacht2. Danach ist nicht auszuschließen, daß der Abt eine Tafel mit den drei angeblichen Gründungsdaten anbringen ließ; für eine lediglich gemalte Schrift spricht die Formulierung des Parsimonius ‚wie sie .... schrifftlich bezeichnet stehen‘. Nach Crusius haben auch Besold, Gerbert von St. Blasien, Christoph Friedrich Stälin und andere die Nachricht von der Helizena-Stiftung des Klosters Hirsau übernommen3. Auf diese Inschrift nimmt offenbar Jakob Frischlin in seinem Panegyricus Bezug, wenn er schreibt ‚Am Thurm ließ er die allte schrifft / daran steht, wann das klloster gestifft / vor alltersher vffkommen sej / ließ diser / fürst außreichen frej / fein alles wieder renovieren / mit newen buchstaben alles ziehen / vnd sonst mit newen farben machen / das man lang sehe die alte sachen / Vnd wieder gar woll sehen kann / es standen schöne wappen dran‘4.