Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 95 Rohrdorf, ev. Pfarrkirche St. Johannes d. T. 1441

Beschreibung

Grabplatte eines Herrn von Weitingen (Volz?). An der Westwand der Kirche außen. Die Platte wurde 1919 in der Kirche im Boden gefunden. Hochrechteckig mit Umschrift zwischen Linien. Im Mittelfeld großes eingetieftes Rechteckfeld, darin erhabenes Vollwappen. Roter Sandstein, Bestoßungen links oben, Abtretungsspuren im unteren Drittel, ein Teil der Fußleiste abgearbeitet (Schriftverlust).

Maße: H. 202, B. 82,5, Bu. 7,5–8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. · anno · domini · m / cccc · xxxxi · proxima · die · post · na[tivitatem] · b(ea)te / · virg[inis] [. . . . . . ./. . . . . .] · de · witinge(n) · p(ate)r · comitatoris n(ostri) · (etc)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1441 am nächsten Tag nach der Geburt der seligen Jungfrau (Sept. 9) starb . . . . . . von Weitingen, der Vater des Komturs.

Wappen:
Weitingen

Kommentar

Die Minuskel zeigt sehr sorgfältige Ausführung, aber geringe Ausbildung von Ober- bzw. Unterlängen.

Die Zuweisung der Grabplatte an einen Angehörigen der Familie von Weitingen ist durch die Zerstörung des Vornamens erschwert. Hans von Weitingen war seit 1428 Komtur zu Rohrdorf und Dätzingen; sein Vater Volz von Weitingen zu Haigerloch soll aber bereits 1407 verstorben sein1. Das widerspricht der Aussage auf der Grabplatte; die Kürzung der Titulaturen für den Komtur durch etc. hat an sich nichts Ungewöhnliches, könnte also nicht etwa eine nachträgliche Anfertigung der Platte begründen. Für einen anderen Verwandten des Komturs läßt sich die Bezeichnung pater schwer rechtfertigen2. Hans von Weitingen residierte als Komtur in Rohrdorf (vgl. nr. 83 aus dem Jahr 1430), zur gleichen Zeit auch in Dätzingen. Vor 1454 ist er verstorben. Da die Todesdaten 1407 und 1441 zu weit auseinanderliegen, um einen Irrtum anzunehmen, muß es sich entweder um einen anderen Angehörigen des Geschlechts Weitingen handeln oder das Todesjahr bei Gabelkover als unstimmig angesehen werden.

Anmerkungen

  1. Freundliche Mitteilung von Michael Klein – Stuttgart, nach HStAStuttgart Hs. J 1 nr. 154 (Gabelkover). – Vgl. auch Adolf Rentschler, Bilder aus der Vergangenheit von Rohrdorf, Nagold 1929, S. 7.
  2. Vgl. zum Geschlecht Weitingen Alberti II S. 1037.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 95 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0009503.