Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 72 Bad Herrenalb, Klosterkirche St. Maria 1411

Beschreibung

Grabplatte des Conrad Sur von Gültlingen. In einer Seitenkapelle an der Nordseite des Chores; 1776 im Paradies bezeugt. Im Bildfeld großes erhabenes Vollwappen, das auf den Rand übergreift. Umschrift zwischen eingeritzten Linien, beginnend in halber Höhe der rechten Langzeile. Die Kanten des auffallend starken Steins sind abgeschrägt; das spricht für ein ursprünglich über dem Boden erhöhtes Tumbengrab. Die Platte ist unten und an der oberen Ecke links mit Schriftverlust beschädigt und ausgeflickt. Roter Sandstein. Rechts oben alte Signatur IX.

Maße: H. 179, B. 126, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. + Anno · d(omi)ni · [m · cccc · xi · v · Idvs Febrvarii] obijtConradus · dictus · Sur · de · Gultlingen · Miles · stre[nuus]

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1411 an den 5. Iden des Februar (Febr. 9) starb der tapfere Ritter Konrad von Gültlingen, genannt Sur

Wappen:
Gültlingen

Kommentar

Die Schrift nimmt ausgesprochen Rücksicht auf die Wappendarstellung im Mittelfeld, deren Helmkleinod die Kopfzeile nahezu ganz und die rechte Längsleiste zur Hälfte zudeckt. A erscheint als Versal aus dem Alphabet der gotischen Majuskel.

Die Ergänzungen des Textes sind nach den Aufzeichnungen des Pfarrerbuchs und nach Crusius möglich, der statt Gultlingen Giltlingen setzt. Die gleiche Lesart hat auch das Pfarrerbuch Herrenalb; da mehrfach solche Übereinstimmungen zu beobachten sind, hat vielleicht der Herrenalber Sammler beim Abschreiben der Texte sich an einer Ausgabe von Crusius orientiert oder bei für ihn schwer leserlichen Texten die Version von Crusius übernommen. Eine Umkehrung ist schwer vorstellbar, da das genaue Datum nur im Pfarrerbuch (nach Autopsie?), nicht aber bei Crusius überliefert ist. Der Ortsadel stammte aus Gültlingen (Stadt Wildberg) und gliederte sich in verschiedene Familien, die Beinamen führten. Die Zusammenhänge, die zu einem sehr aufwendigen Denkmal für Conrad Sur de Gültlingen führten, sind nicht geklärt.

Nachweise

  1. Crusius, Annales Suevici Lib. VI partis III p. 329.
  2. Krieg von Hochfelden S. 247.
  3. Pfarrerbuch Herrenalb 133v nr. 22.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 72 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0007202.