Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 46 Bad Herrenalb, Klosterkirche St. Maria vor 1387

Beschreibung

Stiftertumba für Berthold III. von Eberstein, seine Gemahlin Uta und Otto von Eberstein. Der ursprüngliche Standort war nach der Beschreibung aus dem 16. Jahrhundert im Mittelschiff der Kirche vor dem Chor. Das Hochgrab stand auf vier Säulen, die Deckplatte zeigte Wappen und Umschrift (A), die untere Platte lag auf Bodenniveau mit einer Umschrift (B). Die Tumba ist vollständig zerstört, erhalten ist ein Bruchstück der Deckplatte aus rotem Sandstein (rechte obere Ecke) mit zwei Worten; im Mittelfeld ist noch erkennbar der Maßwerkansatz, der vermutlich das Wappen bekrönte, erhaben.

Ergänzung nach Krieg von Hochfelden.

Maße: H. 42, B. 45, Bu. 8,5–9 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    + SEPVLCR(VM) D(OMI)NI [BERCHTOLDI COMITIS DEEBERSTEIN ET DOMINE VTE VXORIS EIVS FVNDATORVMHVIVS MONASTERII ET PLVRIMORVM COMITVM DE EBERSTEIN HIC A(L)B(AE) OLIM SEPVLTORVM]

  2. B

    [ANNO DOMINI MCCLXXXX OBIIT D(OMI)NVS OTTHOSENIOR ILLVSTRIS DE EBERSTEIN QVI MVLTA BONAHVIC FECIT MONASTERIO]

Übersetzung:

Grabstätte des Herrn Berthold, Grafen zu Eberstein und der Herrin Uta, seiner Gemahlin, der Gründer dieses Klosters, sowie zahlreicher Grafen von Eberstein, die einst hier in (Herren)alb bestattet wurden. – Im Jahre des Herrn 1290 starb Herr Otto der Ältere, erlauchter Graf von Eberstein, der diesem Kloster viel Gutes tat.

Wappen:
Eberstein

Kommentar

Für die Entstehung der Stiftertumba, deren Beschreibung aus dem Jahr 1553 datiert1, kann 1279 – die Inschrift B hat irrig 1290 – nur als Terminus post quem gelten. Das geht schon aus dem Wortlaut der Inschrift hervor, die bei der Nennung des Stifters und seiner Gemahlin sowie anderer Ebersteiner sehr summarisch bleibt. Die Schrift des einzig erhaltenen Bruchstücks, eine sehr hochformatige Majuskel der Spätzeit mit lang und dünn ausgezogenen Sporen, läßt sich erst nach der Mitte des 14. Jahrhunderts ansetzen2. Wie andernorts auch – vergleichbar ist etwa das benachbarte Maulbronn3 – wird man die Errichtung einer Stiftergrablege im Zusammenhang mit dem allmählichen Niedergang des Machtzentrums der Ebersteiner seit der Mitte des 13. Jahrhunderts zu sehen haben. 1283 wurde die Stammburg Alteberstein an die Markgrafen von Baden verkauft, 1387 auch die Hälfte der Herrschaft Eberstein; die Entstehungszeit der Tumba ist vor diesem Zeitpunkt anzusetzen, die Datierung nach der Schrift deckt sich daher mit den historischen Gegebenheiten. Die deutliche Hervorhebung der Verdienste der Ebersteiner um das Kloster – der Gründer Berhold und Uta und des Urenkels Otto, eines der bedeutendsten Vertreter des Geschlechts vor seinem Machtverfall – stützen die Annahme einer Entstehung im 14. Jahrhundert und sicher vor 13874. Im Herrenalber Pfarrerbuch steht als deutsche Zusammenfassung des Textes ‚1269 starb H(err) Otto der Ältere Graf von Eberstein so dem Kloster viel Guts getan. Andere sezen dessen Sterben in das Jahr 1279.‘ Im 18. Jahrhundert muß also zumindestens noch ein Teil der Inschrift lesbar gewesen sein. Bei den Nachzeichnungen der Grabsteine ist die Stiftertumba nicht aufgeführt. Der 1279 verstorbene Graf Otto von Eberstein hatte angeblich ein Alter von über 100 Jahren erreicht; er war ein Urenkel des Stifers Berthold (III.) und seiner Gemahlin Uta, einer geborenen Gräfin von Calw.

Anmerkungen

  1. Krieg von Hochfelden S. 482f.: ‚inn der Mitte der Kirchen … ußwendig des Chors. Eyn erhaben Grab mit zweyen steinen, der ober stein, uff vier steinen Seulin ligendt, daruff das Ebersteinisch Wapen mit der Rosen, die umbschrifft also‘ (A). ‚Der unnderste stein dem Boden glych, mit umschrifften weysendt‘ (B). – Kohler S. 105f.
  2. Vergleichbar etwa DI 22 (Enzkreis) nr. 29 (1358); in diesem Band nr. 37 (1360 Bauinschrift in Nagold).
  3. Dazu Renate Neumüllers-Klauser, Maulbronner Stifterdenkmäler passim.
  4. Zur Stifterfamilie der Eberstein s. Einleitung S. XII; spezifisch zu Otto von Eberstein Gerd Wunder, in: ZGO 123 (1975) S. 93–101. – Schwarzmaier in: Lexikon des Mittelalters III (1986) Sp. 1526. Otto war ein Bruder des Speyerer Bischofs Conrad, der ebenfalls in Herrenalb bestattet wurde (nr. 11).

Nachweise

  1. Krieg von Hochfelden S. 17, 31.
  2. Sachs I S. 293.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 46 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0004602.