Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 21 Ehingen (Stadt Rottenburg, Lkr. Tübingen), ev. Stiftskirche St. Moriz 1318

Beschreibung

Grabplatte (Fragment) des Grafen Burkhard IV. von Hohenberg. Außen an der Südwand der Kirche. Oberer Teil der Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien (A), Beginn auf der rechten Längsleiste oben. Im Mittelfeld oben einzeilig zwischen Linien Votum (B). Ein darunter angebrachtes Wappen in Relief (oder Metallschild?) abgeschlagen oder entfernt, erkennbar nur noch die kreisförmigen Umrisse. Ursprünglicher Standort war die Klosterkirche in Reuthin (Stadt Wildberg), hier der Chor vor dem Hochaltar1. Im Jahr 1874 wurde die Platte mit anderen Denkmälern der Hohenberger auf die Weilerburg bei Rottenburg verbracht, 1909 am jetzigen Standort an der Morizkirche aufgestellt2.

Maße: H. 89, B. 92, Bu. 6,0 (A), 2,5 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    + ANNO · D(OMI)NI · M · C[CCXVIII OBIIT SPECTABILIS VIRCOMES BVRCKARDVS IN] VIGILIA · BEATI · IAC/OBI ·APOSTOLI

  2. B

    + MISEREMINI + MEI + OMNES +

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1318 starb der vornehme Mann, Graf Burkhard (am Tag) der Vigil des heiligen Apostels Jakobus (Juli 24) (A). – Ihr alle, erbarmt euch meiner (B).

Wappen:
Hohenberg3

Kommentar

Die Schrift ist eine sehr sorgfältig ausgemeißelte, breit und flächig angelegte Majuskel, die eine gute Vorlage (Buchinitialen?) vermuten läßt. – Die Ergänzung des verlorenen Inschrifttextes nach den Quellen dürfte dem fehlenden Teil der Platte entsprechen und daher zuverlässig sein; unwahrscheinlich ist nur das Epitheton SPECTABILIS, das für einen Ritter nicht denkbar ist. Vermutlich war das Wort gekürzt und wurde verlesen (statt STRENVVS).

Graf Burkhard IV. wird als Stifter des Klosters Reuthin angesehen, wobei aber diese Stiftereigenschaft dahingehend zu präzisieren ist, daß Graf Burkhard einen bestehenden kleinen Frauenkonvent des Dominikanerinnenordens auf seinem Territorium durch reiche Stiftungen zu einem Hauskloster der Wildberg-Nagolder Linie der Hohenberger Grafen umwidmete; das Jahr 1284 gilt nach chronikalischen Aufzeichnungen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts als Jahr der Stiftung: ‚Deß Stiffters Nam ist geweßt Grave Burckhart von Hohenberg loblicher gedechtnus vnd syner Ehlichen Gemahel nam Frowe Luckart greffin von Tuwingen Stiffterin diß Closters … Anno domini xijc Lxxxiiij jar Ist diß Closter Reuthe bey wilperg gebauwen worden …‘4. Burkhart war vermählt mit Pfalzgräfin Luitgard von Tübingen (vgl. nr. 19) und über seine Schwester Gertrud mit König Rudolf von Habsburg verschwägert.

Anmerkungen

  1. Gand, Seelbuch S. 15.
  2. Schmid, Geschichte. – Schorp S. 14.
  3. So nachgewiesen in HStAStuttgart J 1 nr. 151, fol. 147.
  4. Gand, Maria-Reuthin S. 4ff., 12ff. – Gand, Seelbuch S. 15f. – Erste nachweisbare Nennung 1252 im Zusammenhang mit einer Schenkung Graf Burkhards III. von Hohenberg an das – bestehende – Kloster. Am südlichen Seiteneingang von St. Moriz befindet sich eine Wappenplatte (ohne Inschrift) mit dem Vollwappen Hohenberg, die möglicherweise zu einem Grabdenkmal Graf Burkhards III. († 1253) gehört haben könnte und aus Kloster Kirchberg nach Maria Reuthin, von da nach Ehingen verbracht worden ist.

Nachweise

  1. Gand, Maria-Reuthin S. 20.
  2. Gand, Seelbuch S. 12 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 21 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0002105.