Inschriftenkatalog: Landkreis Calw
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 30: Landkreis Calw (1992)
Nr. 11 Bad Herrenalb, Klosterkirche St. Maria 1245
Beschreibung
Grabplatte des Conrad von Eberstein, Bischof von Speyer. Im Chor, 6. Stein von links. Die Platte war 1852 und 1860 noch als Bodenplatte im Chor nachweisbar, damals lag die Platte so, daß das Haupt der Bischofsfigur durch den Altar verdeckt war. 1903 wurde die Platte aufgenommen und aufgerichtet. Beim Einbau einer Fußbodenheizung 1978 wurde der steinerne Sarkophag Bischof Conrads im Chor aufgefunden (Abmessungen 220 × 83 × 55 cm mit muldenförmiger Vertiefung für den Kopf), die Platte stellte also die Gruftabdeckung dar1. Umschrift umlaufend zwischen Linien, im Mittelfeld Ritzzeichnung des Verstorbenen mit Pedum und Buch unter Spitzbogenrahmung. Roter Sandstein. Bruch quer im oberen Drittel, Platte insgesamt abgetreten.
Maße: H. 222, B. 89, Bu. 4,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+ ANNO · / AB INCARNATIONE · D(OMI)NI · M° · CC° · XL° · V° · OBIIT · DOMNUS / · BEATE · MEMORIE / · CVNRADUS · DE · EBERSTEN · SPIRENSIS · EP(IS)C(OPVS) · VII/ · KAL(ENDAS) · IUL(II)
Übersetzung:
Im Jahre nach der Fleischwerdung des Herrn 1245 starb Herr Conrad von Eberstein, Bischof von Speyer, frommen Angedenkens an den 7. Kalenden des Juli (Juni 25).
Anmerkungen
- Vgl. dazu Seilacher, Herrenalb S. 29f. (Aufdeckung des Sarkophags 1903) und Kohler S. 105ff.
- Vgl. nr. 5 (Bertold) , nr. 6 (Volmar), nr. 24 (1325).
- Vgl. F. A. Greenhill, Incised Effigial Slabs Vol. I und II (1976), hier Vol. II, p. 161.
- Remling, Bischöfe S. 470–79; vgl. nr. 46 (vor 1387).
Nachweise
- Greenhill, Incised Effigial Slabs Vol. II, p. 161.
- OAB Neuenbürg S. 171.
- Schannat, Vindemiae I p. 151.
Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 11 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0001109.
Kommentar
Das Formular der Inschrift ist ungewöhnlich. Der Beginn in der Mitte der Kopfleiste hat Parallelen2; die Formel BEATE MEMORIE (aus Nekrologeinträgen geläufig) auf der Fußleiste wirkt wie nachträglich eingeschoben; möglicherweise war zunächst nur Beschriftung an den Längsseiten vorgesehen. Die Schrift ist eine feinstrichige Majuskel mit Doppelformen für A, E, N, T und U, C und E noch nicht konsequent rechts geschlossen. Der Schrift nach ist eine Entstehung bald nach dem Tode des Bischofs wahrscheinlich. Die Ritzzeichnung entspricht diesem Zeitansatz; sie ist vergleichbar mit einer unbeschrifteten Grabplatte aus Kloster Alpirsbach mit der Figur eines jugendlichen Mönches, die um 1250 angesetzt wird3. Im Herrenalber Pfarrerbuch ist der Wortlaut der Inschrift in deutscher Zusammenfassung wiedergegeben. Dabei steht am Rand der Zusatz von anderer Hand und mit blasserer Tinte ‚Grabstein hinter dem Altar‘ und der Beginn des lateinischen Textes.
Conrad von Eberstein war ein Bruder des Otto von Eberstein, um 1207 geboren und (als Zweitgeborener) früh für den geistlichen Stand bestimmt; 1237 wurde er zum Bischof von Speyer gewählt4.