Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 215 Bensheim-Auerbach, Bergkirche 1610

Beschreibung

Epitaph des Jakob Bach. Das aus rotem Sandstein gefertigte Epitaph ist heute in der Südwand eingemauert. Auf dem halbrunden, volutenförmig auslaufenden Rand des Aufsatzes ist ein Bibelspruch (A) angebracht. Das Feld des Aufsatzes trägt einen geflügelten Engelskopf, darunter ein Wappen, das von einem weiteren Bibelspruch (B) flankiert wird. Durch ein Gesims abgetrennt folgt die Hauptplatte, auf deren Rand die Grabschrift (C) umläuft. In dem eingetieften, durch einen Perlstab abgetrennten Feld befindet sich ein vorliniertes 32zeiliges Grabgedicht (D). Inschrift (B) weist links Beschädigungen auf. Auch der untere Teil des Steins war stark verwittert. Er wurde 1977 restauriert, wobei auch die Inschriften (C) und (D) wiederhergestellt wurden.1) Zur Absicherung der Lesung dieses Teils wurde ein Photo herangezogen, das den Zustand vor der Renovierung wiedergibt.2) Die auf diesem Photo nicht mehr lesbaren Passagen wurden nach einer alten Abschrift ergänzt.

Ergänzt nach Dammann.

Maße: H. 315, B. 88, Bu. 3,5-4,5 (A, B), 3,5-4 (C), 7,5 (D) cm.

Schriftart(en): Fraktur (C), Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    SELIG SIND DIE TODTEN DIE IM HERRN STERBEN3)

  2. B

    PHI/LIP. I. / CHRISTUS IST / MEIN LEBEN // STERBEN IST / MEIN GEWIN4)

  3. C

    ANNO D(OMI)NI 1610 AM / 10 TAG IULII IST IN GOTT SELIG VERSCHIEDEN [DER ER/BAR IACOB BACH KIRC/HENELTS]TER VND DES GERICHTS ALHIER SEINS ALTERS 56 IAR

  4. D

    Wer wissen will mein leben rechtDer lese diese grabschrifft schlechtfunffzehnhundert funfzig vier Iarschreib man da ich geboren warzu Mespach vnter frembden ferndas Zieglerhantwerg thete lernIn Ehstant tratt ich da man schreibsiebentzig sieben: mein erst weibwar ANNA DRÜSIN mit der ichsechzehn Iar lebt wol und fridlichzeugt zehen kind: acht nam vns gotzwen söhn erlebten meinen todtDie kirch gottes der eltest lehrtder iungst sich hie meins hantwergs nertDOROTHE war mein Zweit havsfravNach der die dritt hies BARBARABeid letzte ehen achzehn Iarwehrten vnd warn ohn kinder garEin gsegnet nahrung gab gott mirauch ehrnempter: der kirchen hierEin Eltester ich zwanzig IarDarzu auch ein Gerichtsschöpff warMit ehr sie beid bedient und hortGern Gotts wort: forcht ihn: dazu ehrtdie prediger: auch von meim gutwillig bedachte des armutauffricht vnd recht mit iedermannverhoff ich werd gehandelt hantrag des vor Gott ein gut gewissn[wer w]arhafft ist w[ir]ds zeugen müssn[im glau]ben fest m[ein] leben schlos[wart hie] des iun[gsten g]richts g[etrost]

Versmaß: Deutsche Reime (D).

Wappen:
Bach (zwei gekreuzte Bieberschwanz-Zieglereisen).5)

Kommentar

In den Kastenrechnungen des „Kirchen-Castens Auerbach“ von 1609 und 1610 ist Jakob Bach als Auerbacher Zieglermeister und Besitzer einer Ziegelei nachweisbar.6) Die Inschrift des Auerbacher Taufsteins nennt ihn unter den Kirchenältesten.7)

Bei Inschrift (C) fällt das U auf, das vor 1650 nur selten vorkommt.8) Bemerkenswert ist auch das G, dessen kleiner Bogen nach unten etwa in der Zeilenmitte abschließt. Daran setzt eine senkrechte, bis zur Grundlinie verlängerte Cauda an. In Inschrift (D) ist das runde s fast wie eine 8 gebildet.

Anmerkungen

  1. Busch, Grabmäler 50.
  2. Busch, Grabmäler 53.
  3. Off. 14,13.
  4. Phi. 1,21.
  5. Zu dem Zeichen vgl. Azzola, Zieglerzeichen 244; Busch, Grabmäler 51.
  6. Busch, Grabmäler 54f.
  7. Vgl. Nr. 211.
  8. Vgl. dazu Nr. 193.

Nachweise

  1. Dammann, Kdm. 29f.
  2. Busch, Grabmäler 51 u. 54.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 215 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0021500.