Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 203† Reichenbach, Rathaus (1600)/1601

Beschreibung

Zwei Bauinschriften. Inschrift (A) war an den Balken des großen Rathaussaals gemalt, Inschrift (B) befand sich an der Wand desselben Saals.

Nach Walther.

  1. A

    1600 IVbILa soLVVntVr ChrIsto pergrata per orbeMLate atqVe haeCa) Vna CVrIa strVCta fVIt

  2. B

    Alss Taußendt und Sechßhundert JahrNach Christi geburth die Jahrs Zahl warWurd diss Rathauss von der GemeinDiss Dorffs alßo gebaut hereinZu seiner Ehr und Ihr WohlfahrtBeschirm es Gott, der alles bewarth

Übersetzung:

Im Jahr 1600 wird weit durch den Erdkreis Christus angenehmster Jubel gezollt, und dieses eine Rathaus ist errichtet worden.

Versmaß: Chronostichon (A). Deutsche Reime (B).

Kommentar

Das Chronostichon wurde von dem Reichenbacher Pfarrer Martin Walther verfaßt und am 26. Juni 1601 von ihm eigenhändig an dem Balken des großen Rathaussaals angebracht. An demselben Tag malte der Tüncher die ebenfalls von Walther gedichtete deutsche Reiminschrift (B) an die Wand des Saals. Anlaß war die Fertigstellung des neuen Rathauses, dessen Bau 1599 beschlossen worden war.1) Walther, seit 1599 Pfarrer in Reichenbach,2) führte über seine dortige Tätigkeit eine Chronik, die in einer Abschrift von 1743 erhalten ist.3) Daher kennt man in diesem Fall nicht nur den Inschriftentext, sondern auch den Verfasser, den genauen Zeitpunkt sowie die Art der Anbringung.

Textkritischer Apparat

  1. haec Walther 5; es handelt sich wohl um einen Druck- oder Überlieferungsfehler, da das Chronostichon sonst nur die Zahl 1500 ergibt.

Anmerkungen

  1. Walther 1 u. 4.
  2. Zu ihm vgl. ausführlich Nr. 245.
  3. Walther V.

Nachweise

  1. Walther, Reichenbacher Chronik 5.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 203† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0020307.