Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 38: Bergstraße (1994)
Nr. 199a Hess. Landesmuseum Darmstadt aus Heppenheim, St. Peter 2.H.16.Jh.
Beschreibung
Fragment einer Spruchinschrift auf der rechten Hälfte eines Reliefs aus hellem Sandstein, das einen Rundbogen abschließt (Inventar-Nr. Pl. 01 : 10 u. 11). Das Fragment ist in zwei Teile zerbrochen. Das Relief ist rechts überputzt worden, wobei ein Teil der Inschrift ausgelöscht wurde. Im Bogen ist in Relief ein ungefähr bis zur Brust erhaltener Putto dargestellt, der schlafend den Kopf an seinen rechten Arm lehnt, der auf einem Totenschädel ruht. Neben dem Schädel befindet sich eine Sanduhr. Die linke Hälfte des Rundbogens fehlt. Der Bogen war vermutlich die Bekrönung eines verlorenen Epitaphs. Das Fragment wurde beim Abbruch der alten Kirche St. Peter gefunden und 1901 vom Kirchenvorstand der katholischen Pfarrgemeinde Heppenheim dem Landesmuseum in Darmstadt geschenkt.
Maße: H. 54, B. 53 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
[... ME]MOR · LETI · [...]a)
Textkritischer Apparat
- Schriftverlust durch Überputzung.
Anmerkungen
- Persius, Satire 5,153.
- H. Walther, Carmina medii aevi posterioris Latina II,5. Lateinische Sprichwörter und Sentenzen des Mittelalters Sim-Z, Göttingen 1967, 867, Nr. 33944.
- Scholz, Inschriften Groß-Umstadt Nr. 22, 71f.
- Ebd.; DI 34 (Bad Kreuznach) Nr. 394 (1594); DI 12 (Heidelberg) Nr. 482 (1597); DI 23 (Oppenheim) Nr. 236 (1599).
Nachweise
- W. Beeh, Grabsteine und Taufsteine im Hessischen Landesmuseum, in: Kunst in Hessen und am Mittelrhein 14 (1974) 121-142, hier 139, Nr. 22 mit Abb.
Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 199a (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k00199a0.
Kommentar
Der vollständige Text lautete vermutlich: „vive memor leti, fugit hora.“ Es handelt sich um den ersten Teil eines Hexameters aus der fünften Satire des Persius,1) der sich in dieser Form bereits in einer 1505 gedruckten Spruchsammlung findet2) und auch in Verbindung mit einer ganz ähnlichen Darstellung auf einem 1576 entstandenen Epitaph in Groß-Umstadt überliefert ist.3) Die Darstellung der schlafenden Putten mit Totenschädel und Sanduhr kommt an Grabmälern im Rhein-Main-Gebiet in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf und häuft sich im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts.4)