Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 182 Bensheim, Friedhofskirche 1589

Beschreibung

Epitaph des Wilhelm Schumann und seiner Verwandten. Das Denkmal aus rotem Sandstein ist heute in der Ostwand eingemauert. Die Grabinschrift für Wilhelm Schumann (A) läuft auf dem Rand um. Eine Gedenkinschrift für ihn und seine Verwandten (B) befindet sich im Feld. Darunter folgt ein Bibelzitat (C). Der obere Teil des Feldes, der vermutlich die Wappen enthielt, ist ebenso wie die Ränder des Feldes überputzt worden. Dadurch sind einige Buchstaben der Inschriften (B) und (C), die früher offenbar auf dem rechten Rand standen, überdeckt worden.

Maße: H. 176, B. 106, Bu. 3,8 (A), 3 (B, C) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    ANNO DOMNI · M · D · 8 · 9 DEN 18 FEBR(VARII) IST IN GOTT VERSCHIEDE(N) / DER EHRNGEACHT HERR · WILHELM SCHVMAN(N) DES RATHS ZV BENSHEIM ALHIE NEBE(N) SEINER / ANDERN HAVSFRAWE(N) VND ZWEYE(N) KINDERN DER TROST=/ VND FROLICHE(N) ZVKVNFT VNSERS HEYLANDS VND VFFERSTEHV(N)G DES FLEISCHES ERWARTE(N)Da)

  2. B

    PARENTIBVS AVO AVIAEQ(VE) MATERNIS GVLIEL/MO SCHVMAN(N)O ET MARGARITAE FRIDERICAE / SVAVISS(IMAE), DE SE OPTIME MERITIS FRATRI ITEM / ET AVVNCVLO PETRO SVMMAE SPEI ADOLESC/ENTI NEC NON SORORI ET MATERTERAE APPO/LLONIAE DVLCISS(IMAE) IN CHRISTO PIE OMNIBVS VIT[IS] / FVNCTIS, ET HIC PROPTER INTROITVM SEPVLTI[S] / LIBERI GVLIELMVS CONSILIARIVS ELECTORALI[S] / PALATINATVS,1) HVLDRICVS DIACONVS BENS/HEIMENSIS2) IOA(N)NES VDALRICVS IOA(N)NES IAC/OBVS ET PETRVS · NEPOTESQ(VE) EX FILIA / IOA(N)NES GVLIELMVS, ET IOA(N)NES BARTHO [...]b) / FRATRES ITEM ET NEPOTES EX SORORE / MOESTISSIMI M(ONVMENTVM) H(OC) F(IERI) C(VRAVERVNT)

  3. C

    ROM · V3) / NICHT ALLEIN ABER DAS SONDER WIR / RHVMEN VNS AVCH DER TRVBSAL DIE WEI[L] / WIR WISSEN DAS TRVBSAL GEDVLT BRIN[G]/ET GEDVLT ABER BRINGET ERFAHRVNG ER/FARVNG ABER BRINGET HOFFNVNG HOFNV/NG ABER LÄST NITT ZV SCHANDEN WE[R]/DEN DAN DIE LIEBE GOTTES IST AVSGEG[O]/SSEN IN VNSER HERTZ DVRCH DEN HEIL/IGEN GEYST WELCHER VNS GEGEBEN IST

Übersetzung:

Für die Eltern, den Großvater und die Großmutter mütterlicherseits, für Wilhelm Schumann und die ganz besonders liebliche Margaretha Friderica, ebenso für den um sie ganz besonders verdienten Bruder und Onkel Petrus, einen jungen Mann, der zu größter Hoffnung Anlaß gab, und auch für die liebevollste Schwester und Tante Appollonia, die alle fromm in Christus verstarben und hier in der Nähe des Eingangs beerdigt worden sind, ließen die Kinder Wilhelm, kurfürstlich pfälzischer Rat, Huldricus, Diakon zu Bensheim, Johannes Udalricus, Johannes Jakobus und Petrus sowie die Kinder der Tochter, Johannes Wilhelm und Johannes Bartholomeus, ebenso Brüder und die Kinder der Schwester sehr betrübt dieses Denkmal setzen.(B)

Kommentar

In allen Inschriften, besonders in Inschrift (B), stehen die Buchstaben sehr gedrängt, ohne daß eine echte scriptura continua vorliegt. Die in den Inschriften (B) und (C) an den Zeilenenden ergänzten Buchstaben befanden sich vermutlich auf dem Rand des Feldes und sind jetzt durch die Überputzung nicht mehr sichtbar. In diesen beiden Inschriften fällt die gleichzeitige Verwendung des üblichen kapitalen E und des E der frühhumanistischen Kapitalis auf. In Inschrift (B) ist das X aus zwei gegeneinandergestellten C gebildet.

Wilhelm Schumann war seit 1573 Ratsherr in Bensheim.4) Das anläßlich seines Todes aufgestellte Epitaph ist dazu genutzt worden, einen größeren Kreis von verstorbenen Familienmitgliedern in das Totengedenken einzubeziehen, die alle in der Nähe des Kircheneingangs bestattet worden waren.5)

Textkritischer Apparat

  1. T mit untergestelltem kleinen E.
  2. Zu ergänzen wohl BARTHO[LOMEVS].

Anmerkungen

  1. Er wurde im Juni 1574 in Heidelberg immatrikuliert, Toepke, Heidelberger Matrikel II 70 Nr. 59, und ist für 1585 als lic. iur. als Rat und Diener Kurfürst Johann Casimirs belegt, Krebs, Kurpfälzische Dienerbücher Nr. 2507.
  2. Zu ihm vgl. Nr. 195.
  3. Rö. 5,3-5.
  4. Henkelmann, Bensheim 185, Nr. 9.
  5. Vgl. dazu Einleitung 2.1.

Nachweise

  1. Würdtwein, Epitaphienbuch 277.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 182 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0018209.