Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 152 Hirschhorn, Karmeliterkirche 1565/1578

Beschreibung

Epitaph der Anna Göler von Ravensburg. Das aus grauem Sandstein gefertigte Epitaph befindet sich heute an der Nordwand des Langhauses. Im Feld ist in Relief die Figur einer verheirateten Frau in zeitüblicher Tracht mit einer Kinnbinde dargestellt. Ihre Hände sind vor der Brust gefaltet. In den Ecken des Feldes befindet sich jeweils ein Vollwappen. Die Inschrift (A) läuft auf dem Rand zwischen Linien um. An der unteren Leiste ist an der Abtrennung zum Feld klein eine Jahreszahl (B) eingeritzt worden.

Maße: H. 205, B. 101, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel; Fraktur; Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    Anno · d(omi)ni · 15 · 〈78〉· denn · 〈10 ·〉 / monats 〈· Dag · MARTYa) · starb die edel · vnd tvgentsam fraw · Anna vom / Hirszhorn · geborne goelerin von Rabensburg / hansen vom Hirszhorns eliche havsfraw · der selen · gott gnedig seye ·〉

  2. B

    1565b)

Wappen:
Göler von Ravensburg, Kalb von Rheinheim; Vellberg, Hutten.

Kommentar

Anna war eine Tochter des Bernhard Göler von Ravensburg (†1554) und der Margarete von Vellberg.1) Sie heiratete wohl 1528 Hans IX. von Hirschhorn, den sie um neun Jahre überlebte.2)

Die verwendete Frakturschrift zeigt noch starke Anklänge an die gotische Minuskel. Während f und s deutliche Unterlängen haben, sind e, m, n und r noch ganz der Minuskel verhaftet. Das a zeigt bald die übliche einstöckige Form der Fraktur und nähert sich dann wieder der Minuskelform an.

Das Epitaph ist mit 1565 bezeichnet und demnach zu Lebzeiten Annas hergestellt worden. Die Initiative dazu ging vermutlich von ihrem Mann Hans IX. aus, der offenbar um die Vollständigkeit der Grablege besorgt war und seit 1561 Epitaphien für seinen Vater Engelhard III. und seinen Onkel Georg von Hirschhorn hatte aufstellen lassen.3) Fraglich ist, welche Teile der Inschrift bereits 1565 auf dem Epitaph Annas angebracht wurden. Auffälligerweise ist das Anno domini ... des ... monats mit Ausnahme des a in monats in reiner gotischer Minuskel geschrieben, während der übrige Text in Fraktur bzw. Kapitalis ausgeführt wurde. Zudem sind die Buchstaben in dem ersten Teil mit breiteren Hasten gebildet worden. Möglicherweise wurde 1565 nur der zitierte Text und vielleicht die 15 der Jahreszahl ausgeführt, und der Rest ist 1578 nachgetragen worden.

Textkritischer Apparat

  1. Der Deckbalken des T ist nur im Ansatz vorhanden. An ihn ist das Y angehängt. den 10 martis Ritsert, Lohmann 523, Anm. 9 zu Generation X.
  2. 1595 Einsingbach.

Anmerkungen

  1. Möller, Stammtafeln AF III, Taf. CXXVIII.
  2. Lohmann 72. Zu Hans IX. vgl. Nr. 157.
  3. Vgl. Nr. 145 und Nr. 146.

Nachweise

  1. Wickenburg II 87.
  2. Ritsert, Hirschhorn 159.
  3. Klump, Hauptmomente 38.
  4. Siebeck, Inschriften 27.
  5. Lohmann, Hirschhorn 523, Anm. 9 zu Generation X.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 152 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0015208.