Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 147 Neckarsteinach, Evangelische Kirche 1562/1585/1587

Beschreibung

Grabplatte der Anna von Gemmingen, auf der später Inschriften für ihren Mann Christoph II. Landschad und für dessen zweite Frau Kunigunde Echter von Mespelbrunn angebracht wurden. Die aus gelbem Sandstein gefertigte Platte, die früher im Chor lag,1) ist heute in der Westwand unter der Empore eingemauert. Sie ist in einen Rahmen von Messingleisten eingefaßt, auf denen sich die erhabenen Buchstaben der Umschrift (A) befinden. Im Feld sind fünf Bronzetafeln angebracht: oben zwei ovale Vollwappen in Blattwerkkränzen, darunter die Rollwerktafel für Christoph Landschad mit einer vierzeiligen Inschrift (C), auf die eine quadratische Wappentafel folgt. Darunter ist eine Rollwerktafel mit der siebenzeiligen Inschrift für Kunigunde Echter von Mespelbrunn (B) befestigt. Auf dieser Tafel ist unten in der rechten Ecke der Name des Bronzegießers eingeritzt (D). Die Worttrenner der Inschrift (A) sind als Dreiecke gestaltet.

Maße: H. 197, B. 99, Bu. 6,5 (A), 2 (B/C), 0,8 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. A

    ANNO · D(OMI)NI 1562 · DEN · 6a) · D/AG · MARTII · IST · VERSCHIDEN · DIE · EDEL · VND · TVG/ENTSAM · FRAW · ANNA · LA/NDSCHEDIN · GEBORN · VON · GEMMINGEN ·

  2. B

    ANNO DOMINI 1585 DEN 10 IANVARY IST / VERSCHIEDEN DIE EDELE VND TVGENT/SAME FRAW KVNIGVND LANDSCHADIN / VON STEINNACH GEBORNE ECHTERIN / VON MESSELBRON CHRISTTOFFEN LAND/SCHADEN VON STEINACH ANDER HAVSFRAW / DEREN SEELEN GOTT GNEDIG SEY

  3. C

    AN(N)O 1587b) DEN 20 TAG SEPTEM(BRIS) / IST VERSCHIDEN DER EDEL VND / ERNVEST CHRISTOF LANDSCHAD / VON STEINACH DEM GOT GNAD

  4. D

    HANNS EP / ROTGIESSER2)

Wappen:
Landschaden von Steinach, Gemmingen; Echter von Mespelbrunn.

Kommentar

Die drei Inschriften unterscheiden sich in der Schrift deutlich voneinander. Inschrift (A) weist ein A mit breitem Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken auf. Im Gegensatz zu den beiden anderen Inschriften reicht der Mittelteil des M fast bis auf die untere Zeile, und die Schräghaste des N ist schmal. In Inschrift (B) stehen die Buchstaben dicht gedrängt, das A ist mit kurzem Deckbalken und Linksschrägenverstärkung gebildet, der untere Balken des E ist länger als die beiden anderen Balken, das H trägt eine Ausbuchtung im Mittelbalken, und das N zeigt Linksschrägenverstärkung. Die Sporen an den Hasten- und Balkenenden der Buchstaben sind deutlich ausgezogen. Hingegen zeigt Inschrift (C) weit auseinanderstehende, relativ breite Buchstaben, spitzes A, H ohne Nodus und minimale Ansätze von Sporen. An der Gestaltung der Schrift und des Rollwerks kann man erkennen, daß die Tafel für Christoph nicht von Hans Ep gegossen wurde. Die Inschriften wurden offenbar nacheinander jeweils anläßlich des Todes der betreffenden Person gemacht.

Die für die Textfülle geringe Größe der Tafel Kunigundes sowie ihre Anbringung am unteren Ende der Platte sprechen dafür, daß Christoph bei dem Tode seiner zweiten Frau beschloß, seine Grabschrift auf derselben Platte anbringen zu lassen. Deshalb hielt er den Raum unter den beiden oberen Vollwappen frei.

Anna von Gemmingen war die Tochter Dieters von Gemmingen und Ursulas von Nippenburg.3) Im Jahr 1529 ehelichte sie Christoph II. Landschad.4) Kunigunde Echter von Mespelbrunn war in erster Ehe mit Bernhard Göler von Ravensburg verheiratet.5) Sie vermählte sich mit Christoph im Jahre 1564.6) Christoph II. war ein Sohn Hans‘ III. Landschad und Margaretes von Fleckenstein.7) Er besuchte die Universität Heidelberg und bekleidete anschließend in pfälzischen und in württembergischen Diensten wichtige Ämter.8)

Textkritischer Apparat

  1. 16 Inschriften Neckarsteinach und Möller/Krauß.
  2. 1582 Möller/Krauß.

Anmerkungen

  1. Hans Ulrich Landschad, Aufzeichnungen (Irschlinger 252).
  2. Der Meister ist ansonsten unbekannt.
  3. Möller, Stammtafeln AF I, Taf. XXXVI.
  4. Irschlinger, Landschaden Taf. 3.
  5. Möller, Stammtafeln AF III, Taf. CXXVIII.
  6. Irschlinger, Landschaden Taf. 3.
  7. Ebd.; zu seinen Eltern vgl. Nr. 160.
  8. Langendörfer, Landschaden 13, 51-56, 66f.

Nachweise

  1. Wickenburg II 256.
  2. Inschriften Neckarsteinach 51f.
  3. Möller/Krauß, Neckarsteinach 101.
  4. Siebeck, Inschriften 46.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 147 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0014701.