Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 38: Bergstraße (1994)
Nr. 146 Hirschhorn, Karmeliterkirche (1543)/um 1561
Beschreibung
Epitaph des 1543 verstorbenen Ritters Georg (Jörg) von Hirschhorn. Das dreiteilige Epitaph aus rotem Sandstein steht heute an der Westwand unter der Empore. Im Mittelteil ist vor einem Rundbogen frontal die reliefierte Figur des auf einem Löwen stehenden Ritters in Rüstung ohne Helm dargestellt. Die Arme sind angewinkelt, und die Hände umfassen leicht die Hefte von Dolch und Schwert. Am oberen Teil sind auf beiden Seiten Vollwappen angebracht, von denen das rechte stark beschädigt ist. In der Mitte trägt der obere Teil eine vorlinierte sechszeilige Inschrift, deren Ende sich auf dem Sockel befindet. Der Sockel ist in drei Felder geteilt. Im linken und rechten Feld setzt sich die Inschrift in vier fortlaufenden, vorlinierten Zeilen fort, getrennt durch einen reliefierten Helm im Mittelfeld.
Maße: H. 278, B. 86, Bu. 4 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
VF DINSTAG DEN 15 DEC(E)MBRIS / ANNO 1543 STARB / DER EDEL · VN(D) ERNV/EST IÖRG VOM / HIRSHORN DER SEL / GOT GENOD S(EINES) ALT(ERS) 62 // VNDa) / ERVARTH / ALHIE / EINER / FRÖLL/ICHEN / AVFFER/STHEVNGb)
Hirschhorn; Fuchs von Bimbach. |
Textkritischer Apparat
- Mit VND setzt sich die Inschrift auf dem Sockel fort. Dieser Teil fehlt bei Ritsert.
- Sic.
Anmerkungen
- Vgl. die Schriftbeschreibung bei Nr. 145.
- Vgl. Nr. 157.
- Lohmann Taf. 2.
- Lohmann 69. Zu Amalie vgl. Nr. 116.
- Vgl. Nr. 106.
- Vgl. Nr. 145, Anm. 5.
Nachweise
- Wickenburg II 85.
- Ritsert, Hirschhorn 156.
- Klump, Hauptmomente 37.
- Siebeck, Inschriften 25.
- Lohmann, Hirschhorn 522, Anm. 2 zu Generation IX.
Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 146 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0014603.
Kommentar
Die Buchstaben der Inschrift stehen im oberen Teil dicht gedrängt. Ihre Formen stimmen mit jenen der Inschrift für Engelhard III. weitgehend überein. Beim V ist allerdings die Kennzeichnung durch ein klein darübergesetztes o nicht konsequent durchgehalten.1) Als Kürzungszeichen werden Doppelpunkte verwendet. Auffällig sind die S-förmige 5 beim Tagesdatum sowie das als Frakturversalie ausgeführte I bei IÖRG. Der Vergleich mit dem 1561 entstandenen Epitaph Engelhards (†1529) zeigt zudem den völlig identischen Aufbau beider Werke. In der Haltung der Figuren und in der Ausführung der Details lassen sich jedoch qualitative Unterschiede feststellen. Im Gegensatz zum Standbild Engelhards sind hier die Schultern zu weit hochgezogen, die Abwinkelung der Arme wirkt nicht natürlich und die Hand- und Fußhaltung ist starr. Bei dem Löwen nehmen Ohr und Auge eine unnatürlich Stellung ein, der Körper zeigt keine Andeutung der Rippen, und die Ausarbeitung der Mähne ist schematischer. Die Zwickel des Bogens sind nicht ausgefüllt. Aufgrund dieser Unterschiede muß man annehmen, daß die beiden Epitaphien offenbar nur von derselben Werkstatt und nicht von demselben Meister gemacht wurden. Allein die Schrift könnte von demselben Steinmetzen ausgeführt worden sein. Da nur das Epitaph Engelhards mit 1561 bezeichnet ist, läßt sich nicht klären, ob beide Epitaphien gleichzeitig oder nacheinander entstanden. Möglicherweise stellt das Epitaph Georgs jedoch eine qualitativ schlechtere Kopie des Epitaphs Engelhards dar. Auftraggeber war in beiden Fällen vermutlich Hans IX., der Sohn Engelhards und Neffe Georgs.2)
Georg war ein Sohn Hans‘ VIII. und Irmgarts von Handschuhsheim.3) Ende 1498 oder Anfang 1499 heiratete er Amalia Fuchs von Bimbach.4) Zusammen mit seinen Brüdern Philipp II. und Engelhard III. ließ er den gotischen Chor der Ersheimer Kapelle errichten.5) Im Jahr 1525 trat er mit seinem Bruder Engelhard zur Lehre Luthers über.6)