Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 144 Hirschhorn, Karmeliterkirche 1558/3.V.16.Jh.

Beschreibung

Fragment der Grabplatte des Hans Wederauer. Die Platte aus rotem Sandstein steht heute an der Westwand der Gruft. Es ist nur der obere Teil der linken Hälfte der Platte erhalten. Etwa in der Mitte befindet sich zwischen Linien eine vierzeilige, sorgfältig ausgeführte Inschrift (A). Darunter ist noch der Rest eines Wappens zu erkennen, das in die zweite Zeile hineinragt. Oben im Feld ist eine weitere vierzeilige Inschrift (B) angebracht worden, deren Zeilen nicht vorliniert sind, weshalb alle Buchstaben leicht schräg stehen.

Maße: H. 122, B. 40, Bu. 8 (A), 6 (B) cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), gotische Minuskel mit Frakturelementen (B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. A

    · i[...] / Hanns · [...] // wede[rauer]a) / 1558

  2. B

    hansz S[...] / else ha[...]/en de[...] / George b[...]

Wappen:
? (Doppelkreuz und Tuchschere?).1)

Kommentar

Die Ergänzung des Namens wede[rauer] erfolgt aufgrund der um 1560 erstellten Einwohnerliste von Hirschhorn, in der eine Katharina als Witwe des Hans Wederauer genannt ist.2)

Die beiden Inschriften unterscheiden sich im Schriftduktus deutlich voneinander. Während die Buchstaben der Inschrift (A) noch alle Merkmale der gotischen Minuskel zeigen, weist Inschrift (B) bereits Frakturelemente auf. Das a in ha... ist fast rund, der Bogen des e ist geschlossen, und der Bogen des h ist weit nach unten gezogen. Dies läßt den Schluß zu, daß Inschrift (B) anläßlich einer Zweitverwendung der Platte entstand. Die verwendete Übergangsschrift zwischen Minuskel und Fraktur kommt im Kreis Bergstraße bis in die 70er Jahre des 16. Jahrhunderts vor.3) Die Verstorbenen waren möglicherweise Verwandte des Hans Wederauer.

Textkritischer Apparat

  1. Vermutlich hat rechts in der zweiten Zeile nur die andere Hälfte des Familiennamens gestanden, da das Wappen einen großen Raum eingenommen zu haben scheint.

Anmerkungen

  1. Zur Tuchschere vgl. F. K. Azzola, Die Tuchschere als Werkzeug und als Zeichen der Tuchmacher bzw. der Tuchbereiter und Tuchscherer. Zur Geschichte der Tuchschere, zu ihrer Handhabung und zum inhaltlichen Wandel der Tuchschere als historisches Handwerkszeichen, in: Zeitschr. des Vereins für hess. Gesch. und Landeskde. 96 (1991) 35-38.
  2. Ediert bei Kunz, Einwohnerlisten 291.
  3. Vgl. Einleitung 5.5.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 144 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0014407.