Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 117 Hirschhorn, Karmeliterkirche 15.Jh./1525

Beschreibung

Grabplatte des Karmelitermönchs Laurentius. Zweitverwendung der Platte eines unbekannten Karmelitermönchs. Die Platte aus rotem Sandstein steht heute an der Ostwand der Gruft. Ihr oberer Teil ist abgeschnitten worden. Im Feld befindet sich eine Vertiefung in Kreuzform, die vermutlich mit einem Metallkreuz ausgelegt war. Rechts oben ist neben dem Kreuz eine eingehauene 3 zu sehen. Die Inschrift ist in zwei Zeilen unten auf der Platte angebracht worden und steht für den Betrachter auf dem Kopf. Das Feld der Platte ist stark abgetreten.

Maße: H. 178, B. 97, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. An(n)o · 1525 · obiit · fra/ter · lavre(n)tivs · ivbilevs

Übersetzung:

Im Jahr 1525 starb Bruder Laurentius, ein Jubilar.

Kommentar

Die Minuskel zeigt als Besonderheiten zweimal e mit oben gerundetem Bogen und die ausschließliche Verwendung des Bogen-r. In ivbilevs ist die rechte Haste des ersten v unten nach links gebogen, und das Minuskel-s weist runde Formen im eigentlichen Sinne auf.

Die Inschrift beschränkt sich auf ein knappes Formular ohne Monats- und Tagesangabe. Da sie unten auf der Platte und entgegen der Richtung des Kreuzes angebracht ist, kann man davon ausgehen, daß sich auf dem heute verlorenen Teil der Platte eine weitere Inschrift für einen Karmelitermönch befand. Die Wiederverwendung der Platte könnte mit der schwierigen Lage des Klosters zusammenhängen, in die es 1525 geriet, als die zum evangelischen Glauben übergetretenen Ritter Engelhard III. und Georg von Hirschhorn das Kloster bedrängten.1)

Bei der 3 neben dem Kreuz handelt es sich wohl nicht um eine Jahresangabe, da neben dieser Zahl überhaupt keine Spuren weiterer Zahlen zu erkennen sind. Möglicherweise gehörte sie zu einem Grabkennzeichnungssystem.2)

Die Bezeichnung des Laurentius als ivbilevs besagt, daß er die Feier seiner fünfzigjährigen Profeß begangen hatte.3) In seinem Bericht über die Ausplünderung des Klosters durch Hans IX. von Hirschhorn nennt Milendunck unter den beschlagnahmten Stücken den Kelch eines Laurentius de Nierenberga.4) Vielleicht ist er mit dem in der Inschrift genannten Laurentius identisch.

Anmerkungen

  1. Zum Datum vgl. den Brief Eberhard Billicks von 1549 an den Ordensgeneral der Karmeliter bei Postina, Eberhard Billick 193, Nr. 92: „baro nobilis et potens ..., qui ante annos 24 fratribus, quorum adhuc unus est superstes, habitum detraxerat et in belli istius exordio, omnia quae conventus habebat, occupaverat.“
  2. Vgl. dazu DI 29 (Worms) XCVII.
  3. Vgl. zur Bezeichnung DI 29 (Worms) Nrr. 437†, 451†.
  4. Milendunck, Historiae fol. 576r.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 117 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0011700.