Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 110† Viernheim, Katholische Kirche 1519

Beschreibung

Grabinschrift für Johanna Hesler auf einem unbekannten Träger. Würdtwein gibt keinen Hinweis auf den genauen Standort der Inschrift. Auch die Art des Inschriftenträgers bleibt fraglich.

Nach Würdtwein.

  1. 1519 /Hic defuncta jacet Grünwalti gnata joannaHesler perpetua luce beata fruent

Übersetzung:

Hier liegt die verstorbene Tochter des Grünwald, Johanna Hesler. Sie wird das ewige Licht glücklich genießen.

Versmaß: Distichon.

Kommentar

In dem Pentameter ist entweder dem Verfasser des Inschriftentextes oder dem Abschreiber ein Fehler unterlaufen. Das Verb fruent ist gleich in zwei Punkten falsch: zum einen hätte mit Bezug auf beata zwingend der Singular stehen müssen, zum anderen wäre als reguläre Form von dem Deponens frui fruentur zu bilden gewesen. Diese Form paßt allerdings nicht ins Metrum. Der Ablativ perpetua luce verlangt ein Verb, das wie frui mit dem Ablativ konstruiert wird. Zudem sind Wendungen wie „luce fruatur“ u. ä. in der lateinischen Dichtung häufig.1) Es liegt deshalb näher, den Fehler bei dem Verfasser des Textes zu suchen, als eine völlige Fehllesung der Stelle anzunehmen.

Da Grünwald offenbar der Familienname des Vaters der Johanna ist, sie aber den Familiennamen Hesler trägt, muß sie mit einem Mann dieses Namens verheiratet gewesen sein. Daß in der Inschrift nur Johannas Vater erwähnt wird, während ihr Mann ungenannt bleibt, deutet darauf hin, daß ihr Mann schon verstorben war und ihr Vater für ihre Beisetzung sorgte.

Anmerkungen

  1. Schumann, Hexameter-Lexikon 4,3 229.

Nachweise

  1. Würdtwein, Epitaphienbuch 291.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 110† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0011004.