Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 100 Hirschhorn, Karmeliterkirche 1513/1514

Beschreibung

Name als Stifterinschrift auf einem Gewölbeschlußstein in der Annakapelle. Auf dem Schlußstein ist die Porträtbüste des Eucharius von Hirschhorn abgebildet. Er ist mit einem Chormantel bekleidet und trägt auf dem Kopf ein Birett. Die Hände sind gefaltet. In der Mitte des Schlußsteins läuft ein Spruchband mit einer zweizeiligen Inschrift. Darunter befindet sich ein Wappen. Die Farbfassung ist renoviert.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [1/1]

  1. D(omi)n(u)s · eucharius · de · / hyrszhor(n) · i(uris) · u(triusque) · lice(n)ciat(us)

Wappen:
Hirschhorn.

Kommentar

Eucharius war ein Sohn Caspars von Hirschhorn und Adelheids Schelm von Bergen.1) Nachdem seine mit Scholastika, der Tochter des Hochbrand Horneck von Hornberg, vereinbarte Ehe nicht zustande gekommen war, schlug er eine geistliche Laufbahn ein.2) Im August 1471 war Eucharius an der Universität Heidelberg immatrikuliert.3) Er setzte sein Studium in Köln fort und kehrte im Jahr 1482 mit dem Baccalaureat im kanonischen und bürgerlichen Recht nach Heidelberg zurück, wo er im August desselben Jahres zum Licentiat beider Rechte ernannt wurde.4) Im Jahr 1499 ist er als Licentiat und Kantor des Wormser Andreasstiftes nachweisbar und später als Kustos und bischöflicher Vikar.5) Zusammen mit seinem Bruder Hans VIII. veranlaßte er den Anbau der Annakapelle an die Hirschhorner Karmeliterklosterkirche.6) Den Abschluß der Bauarbeiten hat Eucharius nicht mehr erlebt, da er bereits 1511 starb.7) Wann der Gewölbeschlußstein geschaffen wurde, läßt sich nicht genau feststellen. Vollendet wurde der Bau der Annakapelle erst 1514,8) aber ein anderer mit dem Namen Hans‘ VIII. versehener Schlußstein trägt die Jahreszahl 1513.9) Es ist fraglich, ob dieses Datum die Fertigstellung des Gewölbes bezeichnet, oder ob es das Todesdatum des in jenem Jahr verstorbenen Hans angibt.

Anmerkungen

  1. Lohmann, Hirschhorn, Taf. 1; zu Caspar vgl. Nr. 60.
  2. Lohmann, Hirschhorn 69.
  3. Toepke, Heidelberger Matrikel I 334.
  4. Toepke, Heidelberger Matrikel II 518; 533.
  5. Wormser Urk. Nr. 923. H. Eberhardt, Die Diözese Worms am Ende des 15. Jahrhunderts nach den Erhebungslisten des „Gemeinen Pfennigs“ und dem Wormser Synodale von 1496, Münster 1919, 18.
  6. Irschlinger, Herren von Hirschhorn 20. Lohmann, Hirschhorn 86. Zur Annakapelle vgl. Nr. 99.
  7. Ersheimer Seelbuch fol. 9v.
  8. Vgl. dazu Nr. 101.
  9. Vgl. dazu die vorangehende Nr.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 100 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0010007.