Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 38: Bergstraße (1994)
Nr. 94 Birkenau, Katholische Kirche 1510
Beschreibung
Namens- und Meisterinschrift (A) sowie Entstehungsjahr (B) auf einer Glocke. Die Bronzeglocke hängt im Glockenstuhl des Turms. Inschrift (A) läuft zwischen Ober- und Untersteg auf dem Hals der Glocke um. Dann folgen zwei Zierbänder. Darunter ist das Herstellungsjahr (B) angebracht, unter dessen erstem Wort eine Kreuzigung zu sehen ist. Auf dem Schlagring der Glocke befindet sich ein weiteres Zierband.
Maße: H. 86, Dm. 80, Bu. 4 cm.
Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A); gotische Minuskel (B).
- A
· O · HELGE · MARIA · HEIS · ICH · MEISTER · HANS · GOS · MICH · ZV · FRANCKFORT ·
- B
ih(esu)s · m · ccccc · x · a)
Datum: 1510.
Textkritischer Apparat
- Bei Einsingbach nicht ediert.
Anmerkungen
- DI Rheingau-Taunus-Kreis.
- DI 34 (Bad Kreuznach) Nr. 242.
- Vgl. K. Bund, Frankfurter Glockengießer, in: Frankfurter Glockenbuch, ed. K. Bund (Mitteilungen aus dem Frankfurter Stadtarchiv 4) Frankfurt 1986, 174.
- Kulturdenkmäler in Hessen. Landkreis Darmstadt-Dieburg, bearb. von S. R. C. T. Enders (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland) Braunschweig-Wiesbaden 1988, 42.
Nachweise
- Einsingbach, Kdm. 144.
Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 94 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0009408.
Kommentar
Die sorgfältig ausgeführten Buchstaben der Inschrift (A) zeigen charakteristische Merkmale der frühhumanistischen Kapitalis, wie epsilonförmiges E, H mit einer Ausbuchtung in der Mitte des Balkens, I mit einem Nodus, M mit schräggestellten Hasten und sehr weit hochgezogenem Mittelteil und retrogrades N mit Ausbuchtung am Schrägschaft. Als Worttrenner wurden strahlenförmige Rosetten verwendet.
Die Buchstabenformen sind denen der Glocken in Hattenheim, Kiedrich1) und Monzingen2) sehr ähnlich. Die Glocken stammen alle von dem Frankfurter Glockengießer und städtischen Büchsenmeister Hans von Winterberg.3)
Nach Einsingbach wurde die Glocke im Jahr 1901 aus dem Schloßturm des Schlosses Babenhausen nach Birkenau gebracht. Die Glocke kann aber nicht für Babenhausen gegossen worden sein, da die Schloßbauten nach einem Plan von 1570 zu dieser Zeit keinen Turm besaßen.4) Der ursprüngliche Standort der Glocke läßt sich nicht klären.