Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 38: Bergstraße (1994)
Nr. 79 Neckarsteinach, Evangelische Kirche (1496)/1499?
Beschreibung
Epitaph des Ritters Blicker XIV. Landschad von Steinach und seiner Frau Mia von Helmstatt. Das Epitaph aus grauem Sandstein, das ursprünglich außerhalb der Kirche am Ölberg stand,1) ist heute im Innenraum des Langhauses in die Südwand eingemauert. Unter einer Kielbogenarchitektur stehen zwei einander leicht zugewandte Figuren. Links ist der auf einem Löwen stehende Ritter in voller Rüstung mit Schallern dargestellt, der die Hände auf der Brust gefaltet hat, rechts die Frau in zeitüblicher Tracht, deren Hände ebenfalls auf der Brust gefaltet sind. Auf einer schmalen Säule zwischen den beiden Figuren befindet sich ein Christuskopf. Auf den Seiten ist in den Ecken jeweils ein Vollwappen angebracht. Die Inschriften verlaufen zwischen Linien außen auf den Leisten und zwar links von unten nach oben und rechts von oben nach unten. Figuren wie Inschriften sind durch Verwitterung teilweise stark beschädigt.2) Der bei Restaurationsarbeiten gemachte Versuch, die Buchstaben mit schwarzer Farbe nachzuziehen, kann nur als völlig mißlungen bezeichnet werden.
Maße: H. 260, B. 122, Bu. 3,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
Anno · d(omi)ni · [... ist]a) gestorbe(n) der · edel · und · fest · Blicker lantschaden · lie · hie · begraben · dem · wol got · gnedig · sin
- B
Anno d(omi)ni dvse ccccxcvib) · ist · gestorbe(n) · die edel frawe · Myec) · geborn · von · helmstet · vnd lie hie begraben deren seel got · barm[...]d)
Landschaden von Steinach, Sachsenheim; Helmstatt, Weingarten. |
Textkritischer Apparat
- Durch Verwitterung unlesbar. Inschriften Neckarsteinach und Möller/Krauß haben ist noch gelesen.
- CCCCXCIII Inschriften Neckarsteinach.
- Marie bzw. Mar... Schweitzer 63, Schnellbach 159, Schaum-Benedum 197.
- Zu ergänzen in etwa barm[herzig sei].
Anmerkungen
- Hans Ulrich Landschad, Aufzeichnungen (Irschlinger 243).
- Ausführliche Beschreibung des Epitaphs bei Schweitzer 62f.; Schnellbach 125; Schaum-Benedum 131f.
- Irschlinger, Landschaden Taf. 2.
- Hans Ulrich Landschad, Aufzeichnungen (Irschlinger 243, Anm. 3).
- Zum Leben und der Laufbahn Blickers vgl. ausführlich Langendörfer, Landschaden 8-10 u. 42-44; Irschlinger, Landschaden 493-500. Vgl. auch Nr. 70.
- Langendörfer, Landschaden 80-82.
- Blicker XIV., Chronik (Langendörfer, Landschaden 183-195).
- Möller, Stammtafeln AF III, Taf. CXXXIV; Blicker XIV., Chronik (Langendörfer, Landschaden 190f.).
- Vgl. Schweitzer 62f.; Schnellbach 125; Schaum-Benedum 131f. Zu dem Hirschhorner Epitaph vgl. Nr. 77.
Nachweise
- Inschriften Neckarsteinach 46.
- Schweitzer, Grabmäler 63.
- Möller/Krauß, Neckarsteinach 98.
- Schnellbach, Plastik 125.
- Siebeck, Inschriften 38.
- Schaum-Benedum, Figürliche Grabsteine 197.
Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 79 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0007904.
Kommentar
Blicker XIV. war ein Sohn Dieters III. Landschad von Steinach und Annas von Sachsenheim.3) Irschlinger geht davon aus, daß Blicker im Jahr 1499 starb, da er in diesem Jahr zum letztenmal urkundlich nachweisbar ist.4)
Blicker gehörte zu den engsten Vertrauten der pfälzischen Kurfürsten Friedrich I. und Philipp I. Er bekleidete u.a. das Amt des Burggrafen zu Alzey (ca. 1470-72) und war Hofmeister am Heidelberger Hof (1473-84). Nach einem Streit mit Kurfürst Philipp verließ er die Pfalz und war im Rat Herzog Georgs von Landshut tätig. Später wurde er Viztum in Niederbayern (1492-94), bevor er wieder in die Pfalz zurückkehrte.5) Die Bedeutung Blickers XIV. liegt außerdem darin, daß er seinen Besitz erheblich ausdehnen und sich eine hervorragende materielle Basis schaffen konnte.6) Blicker trat auch als Verfasser einer „Chronik“ seiner Familie hervor.7)
Mia von Helmstatt war eine Tochter Martins von Helmstatt und Elisabeths von Weingarten. Die Hochzeit mit Blicker XIV. fand um 1453 statt.8)
Auffällig an der Inschrift ist die Verwendung von stark verzierten Versalien bei den Eigennamen sowie das fast runde A in Anno. Die im Vierlinienschema geschriebene Minuskel weist keine Besonderheiten auf. Der Schriftduktus auf beiden Leisten ist völlig gleich, und aufgrund des zerstörten Datums in (A) gibt es keinerlei Anhaltspunkte für eine spätere Einfügung. Es läßt sich deshalb nicht entscheiden, ob das Epitaph nach dem Tode Mias oder erst nach dem Tode Blickers XIV. angefertigt wurde.
Die kunsthistorische Forschung hat bereits verschiedentlich auf die Ähnlichkeit dieses Epitaphs mit dem Epitaph für Hans VIII. von Hirschorn (†1513) und Irmgart von Handschuhsheim (†1496) hingewiesen.9) Die Buchstabenformen lassen keine besonderen Übereinstimmungen erkennen. Allerdings hat die Entstellung der Buchstaben durch Übermalung mit schwarzer Farbe vor allem auf der rechten Leiste des Neckarsteinacher Epitaphs einen Vergleich der Inschriften fast unmöglich gemacht.