Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 38: Bergstraße (1994)
Nr. 75 Bensheim-Gronau, Evangelische Kirche ca.1470-1490
Beschreibung
Namensbeischrift auf einer Glasscheibe. Die Scheibe befindet sich heute an der Südseite im vordersten Fenster des Langhauses. Links kniet Maria mit gefalteten Händen, bekleidet mit einem violetten Gewand und einem weißen Umhang. Ihr Haupt wird von einem goldenen Nimbus umstrahlt, in welchem ebenfalls in Gold die Inschrift angebracht ist. Hinter ihr steht eine in Violett und Rot gekleidete Magd. Vor Maria sieht man einen Korb mit zwei Tauben. Die Mitte des Bildes nimmt ein Altar mit einem Triptychon als Aufsatz ein. Die auf dem Triptychon sichtbare Inschrift mutet hebräisch an. Tatsächlich stammen nur einige wenige Buchstaben aus dem Hebräischen, die zusammenhanglos zwischen Phantasiebuchstaben stehen.1) Rechts steht Simeon in einem blauen Gewand, der das Jesuskind vor sich auf den Armen hält. Hinter ihm steht noch eine weitere männliche Person. Die Scheibe war auf der rechten Seite gesprungen und ist wieder zusammengesetzt worden, wobei einzelne Stücke ergänzt wurden.
Maße: H. 48, B. 50, Bu. 1 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
· S(ancta) · maria · dei · genitrix ·
Übersetzung:
Heilige Maria, Mutter Gottes.
Anmerkungen
- Freundlicher Hinweis von Herrn Alon Tauber, Heidelberg und Herrn Dr. Manfred Groten, Köln.
- Lc. 2,22-35.
- Freundlicher Hinweis von Herrn Daniel Hess, Freiburg.
Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 75 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0007500.
Kommentar
Dargestellt ist die Darbringung Jesu im Tempel.2) Simeon hält auf dem Bild Jesus auf seinen Armen und lobt Gott. In dem Korb vor den Knien der Maria sind die beiden Tauben zu erkennen, die bei Lukas als Opfergabe genannt werden.
Die Scheibe gehört wahrscheinlich zu dem Vorgängerbau der jetzigen 1831-1834 errichteten Kirche. Es fehlt jedoch jede Nachricht darüber, für welches Fenster und wann die Scheibe angefertigt wurde. Nach der Form der Minuskel läßt sich die Scheibe in die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts einordnen. Stilistisch ist die Scheibe allerdings frühestens 1470 anzusetzen, doch ist ihre Entstehung bis um 1490 möglich.3)