Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 53 Hirschhorn, Karmeliterkirche 1445

Beschreibung

Grabplatte des Ritters Hans VI. von Hirschhorn. Die Platte aus rotem Sandstein befindet sich heute an der Nordwand des Chors. Die Inschrift läuft zwischen Linien auf dem Rand um. Auf der unteren Leiste ist ein Stück verputzt worden, wodurch der Name des Verstorbenen unleserlich ist. Im Feld ist in Relief ein Vollwappen dargestellt.

Maße: H. 200, B. 114, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. + An(n)o · d(omi)ni · mo · cccco · xlvo · alte/ra · die · post · festu(m) · s(an)c(t)i · gregorii · pape · obiit · stren(n)uusa) / miles · d(omi)n(u)s [· ioh(ann)es · de / hirsz]hornb) · fili(us) · fu(n)datoris · cui(us) · a(n)i(m)a · requiescat · inc)

Übersetzung:

Im Jahre des Herren 1445, am Tag nach dem Fest des heiligen Papstes Gregor (13. März), starb der tüchtige Ritter Herr Johannes von Hirschhorn, Sohn des Gründers, dessen Seele in (Frieden) ruhen möge.

Wappen:
Hirschhorn.

Kommentar

Die Inschrift ist vollständig in Jacob Milenduncks Geschichte der Karmeliterklöster in Deutschland wiedergegeben. Aus seiner Abschrift geht allerdings nicht hervor, welche Worte gekürzt waren. Der nach Milendunck ergänzte Name Johannes muß jedoch aufgrund des vorhandenen Platzes gekürzt gewesen sein.

Auch unabhängig von Milendunck ist es sicher, daß es sich bei dem Verstorbenen um Hans VI. von Hirschhorn handelt, da es in der Inschrift heißt, der Bestattete sei der Sohn des Klostergründers gewesen. Gründer des Karmeliterklosters war Hans V.1), der nur zwei Söhne hatte, Philipp und Hans. Da Philipp 1436 starb und zusammen mit seinem Vater auf einer Tumbenplatte verewigt wurde,2) kann sich die vorliegende Inschrift nur auf Hans VI. beziehen.

Wie sein Vater stand Hans VI. im Dienst des Pfalzgrafen. Im Jahr 1426 ernannte ihn Pfalzgraf Ludwig zu einem der vier Statthalter, welche die Kurpfalz während seiner Fahrt ins heilige Land verwalten sollten.3) Zu einer Unterbrechung der Tätigkeit Hans‘ VI. in Pfälzer Diensten kam es, als er im Jahr 1438 eine Fehde gegen den Bischof von Würzburg führte, um die Rückzahlung eines Darlehens in Höhe von 15000 Gulden zu erzwingen, die sein Vater dem Bischof geliehen hatte. Da der Würzburger Bischof seit 1426 die Zahlung verweigerte, war es zu einer Krise der Hirschhorner Finanzen gekommen, so daß Hans VI. nach mehrfacher Anmahnung der Zahlung den letzten Ausweg in der Gefangennahme des Bischofs sah. Diese Maßnahme führte schließlich zu einer vertraglichen Neuregelung der Darlehensrückzahlung.4) Seit 1441 ist Hans VI. wieder im Rat Pfalzgraf Ludwigs nachzuweisen. Im Jahr 1443 wurde er Viztum zu Neustadt an der Weinstraße und 1444 Viztum zu Amberg.5) Er war zunächst mit einer namentlich nicht bekannten Tochter des Contz Landschad von Steinach verheiratet und ehelichte dann Barbara von Bickenbach.6)

Textkritischer Apparat

  1. Sic.
  2. Ergänzt nach Milendunck.
  3. Das erwartete pace fehlt völlig, da der Steinmetz offenbar vergaß, Raum wenigstens für ein p zu lassen. Milendunck schreibt in seiner Abschrift der Inschrift trotzdem in pace Amen.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Nr. 50.
  2. Vgl. ebd.
  3. Will, Iland 242. Lohmann, Hirschhorn 166.
  4. Lohmann, Hirschhorn 44ff. u. 166f. Irschlinger, Herren von Hirschhorn 18.
  5. Lohmann, Hirschhorn 167.
  6. Lohmann, Hirschhorn 63.

Nachweise

  1. Milendunck, Historiae fol. 570r.
  2. Siebeck, Inschriften 22.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 53 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0005300.