Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 38: Bergstraße (1994)

Nr. 35 Hirschhorn, Ersheimer Kapelle 1382

Beschreibung

Tumbenplatte der Margareta Schenk von Erbach, die heute an der Nordwand des Chores steht. Die Platte ist aus rotem Sandstein gefertigt. Im Feld befindet sich in Halbrelief die Figur Margaretas, die auf einem Hund steht. Ihr Kopf ruht auf einem von Engeln gehaltenen Kissen, und die Hände sind auf der Brust gefaltet. In den beiden oberen Ecken ist jeweils ein Wappen angebracht.1) Die Schrift beginnt rechts auf der oberen Leiste und läuft gegen den Uhrzeigersinn auf dem nach außen abgeschrägten Rand um. In der oberen Leiste ist ein kleines Stück weggebrochen, wodurch die Angabe des Todesjahres verstümmelt worden ist.

Maße: H. 270, B. 132, Bu. 8-8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/4]

  1. + anno · d(omi)ni · m · ccc · lxxx[ii]a) / · feria · qvi(n)tab) · an(te)c) · penthec(osten) · o(biit) · d(omi)na · margareta · schengkin · de · / ertbach · uxor / · engelhardi · de · hirzhorn · militis · ivniorisd) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herren 1382, am Donnerstag vor Pfingsten (22. Mai), starb Frau Margareta Schenk von Erbach, Gemahlin des Ritters Engelhard des Jüngeren von Hirschhorn.

Wappen:
Hirschhorn; Schenken von Erbach.

Kommentar

Margareta Schenk von Erbach war die Tochter Conrads IV. von Erbach und Idas von Steinach.2) Margaretas Heirat mit Engelhard II., einem Sohn Engelhards I. von Hirschhorn,3) ist ein weiterer Hinweis darauf, daß die Hirschhorner zu dieser Zeit ein hohes Ansehen besaßen, denn die Schenken von Erbach wurden im 14. Jahrhundert zum Herrenstand gerechnet und standen vom Heerschild aus gesehen über den Hirschhornern.4) Gründe für dieses Ansehen dürften die Reichsunmittelbarkeit und die gute finanzielle Situation der Hirschhorner zur Zeit Engelhards I. gewesen sein.5) In ihrem Testament von 1380 bestimmte Margareta, man solle sie zu Haupte ihres Schwiegervaters Engelhard I. begraben. Außerdem verfügte sie, am Jahrestag ihres Totengedenkens sollten 12 Priester für sie Messen und Vigilien in der gleichen Weise wie für Engelhard I. halten. Auch sollten vier Kerzen an ihrem Grab brennen.6)

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzt nach dem Eintrag im Ersheimer Seelbuch fol. 10r zu xi kal. iunii: „obiit nobilis Margareta de erpach ... anno d(omi)ni m ccclxxxiio.“ Dieser Eintrag blieb in der Forschung bisher unberücksichtigt. m ccc lxxxi Wickenburg II; m ccc lxxxiii Ritsert 127, Klump; m ccc lxxx Schweitzer. An der beschädigten Stelle ist noch das obere Ende der ersten Haste zu sehen.
  2. quarta Schaum-Benedum.
  3. Von Ritsert 127 und Klump nicht gelesen, wodurch über das genaue Todesdatum der Margareta immer Unsicherheit bestand. Die Angabe bei Möller, Stammtafeln AF II, Taf. LXIV 3.6.1383 bleibt trotz des Fehlers bei Ritsert unverständlich.
  4. maioris Ritsert 127, Klump.

Anmerkungen

  1. Eine ausführliche Beschreibung des Grabmals bietet Schweitzer 30f.
  2. Vgl. Möller, Stammtafeln AF II, Taf. LXIV. Zu Margareta vgl. Ritsert 124-127; Lohmann 55f.; Irschlinger, Herren von Hirschhorn 10f.
  3. Zu ihm vgl. Nr. 30.
  4. Lohmann 55.
  5. Zur wirtschaftlichen Lage unter Engelhard I. und Engelhard II. vgl. Lohmann 173f.
  6. Baur, Hess. Urk. I Nr. 687, 472; Irschlinger, Herren von Hirschhorn 10.

Nachweise

  1. Wickenburg II 90.
  2. Ritsert, Hirschhorn 127.
  3. Klump, Hauptmomente 41.
  4. Schweitzer, Grabmäler 31.
  5. Siebeck, Inschriften 3.
  6. Schaum-Benedum, Figürliche Grabsteine 181.
  7. Lohmann, Hirschhorn 515f., Anm. 10.

Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 35 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0003502.