Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 38: Bergstraße (1994)
Nr. 14 Hess. Landesmuseum Darmstadt aus Kloster Lorsch 12.Jh.
Beschreibung
Zwei Buchstaben auf zwei Wandputzstücken. Die bei den Ausgrabungen im Kloster Lorsch gefundenen Fragmente (A) (Inv.-Nr. 63.250 a) und (B) (Inv.-Nr. 63.250 b) werden heute im Magazin des Hessischen Landesmuseum Darmstadt aufbewahrt. Auf den beiden weißen Putzstücken befindet sich zwischen leicht geschwungenen Linien jeweils ein Buchstabe. Buchstaben und Linien sind mit schwarzer Farbe gemalt.1)
Maße: Dm. 6,5 (A), 6,7 (B), Bu. 2 (A), 2,2 (B) cm.
Schriftart(en): Romanische Majuskel.
- A
E
- B
S
Anmerkungen
- Die Kenntnis der Fragmente verdanke ich dem freundlichen Hinweis von Herrn Dr. Matthias Exner, München. Herr Dr. Theo Jülich, Darmstadt, machte mir freundlicherweise die Originale zugänglich.
- Vgl. W. Sage, Die Ausgrabungen in den Domen zu Bamberg und Eichstätt 1969-1972, in: Jahresberichte der bayerischen Bodendenkmalpflege 17/18 (1976/77) 178-234, hier 225f. mit Anm. 115 u. Abb. 37. Herrn Brun Appel, Eichstätt, danke ich für die zur Verfügung gestellten Photos der Inschriften.
- Marilier/Roumailhac, Mille ans d‘épigraphie 28f. mit Abb. 8 u. 10-12.
- Vgl. z.B. die Wandmalereiinschriften des 12. Jh. in den Krypten von Saint-Germain, Marilier/Roumailhac, Mille ans d‘épigraphie 8, Nr. 7/2 mit Abb. 4 und 11, Nr. 10/2 mit Abb. 7; die Buchstaben der Wandmalereiinschriften der Kirche in Vals (Département Ariège) aus dem Anfang des 12. Jh. zeigen zwar deutlich ausgezogene Sporenenden, aber das S ist noch nicht gestaucht, vgl. CIFM 8 (Ariège) Nr. 13, 26 mit Taf. VI u. VII.
- Zur Situation im Kloster vgl. Schaab, Bergstraße 244-250; Knöpp, Das letzte Jahrhundert 195-203; Meyer zu Ermgassen, Hertwich 407-413.
Nachweise
- Exner, Reste frühmittelalterlicher Wandmalerei 63, Nr. 37 und Nr. 38 mit Abb.
Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 14 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0001400.
Kommentar
Das E besteht aus einer breiten Haste mit drei gleich langen Balken. Die Sporen an deren Enden sind so weit ausgezogen, daß der Buchstabenkörper fast geschlossen ist. Das Sporenende des oberen Balkens ist nur nach unten gezogen, das des unteren Balkens nur nach oben. Das S ist stark gestaucht und die Spore am Ende des unteren Bogens ist stark nach oben und nach unten ausgezogen. Der Mittelteil ist ohne Schwellung gebildet.
Tendenzen zu einer starken Ausziehung der Sporenenden lassen sich bereits bei den um 1064 entstandenen Dedikationsinschriften in der von Bischof Gundekar angelegten Krypta des Eichstätter Doms feststellen.2) Dasselbe gilt für die ebenfalls dem 11. Jahrhundert angehörenden Inschriften in den Krypten von Saint-Germain in Auxerre.3) Doch sind die Sporenenden bei den genannten Inschriften in keinem Fall so stark ausgezogen wie bei den vorliegenden Fragmenten. Auch die starke Stauchung des S läßt sich erst im 12. Jahrhundert beobachten.4) Die Buchstabenformen sind auch noch in der erste Hälfte des 13. Jahrhunderts möglich, doch spricht die unruhige Situation im Kloster gegen eine Ausmalung von Klostergebäuden in dieser Zeit.5)
Die rahmenden Linien sind bei (A) nach unten, bei (B) aber nach oben gebogen. Dies legt die Vermutung nahe, daß es sich um Fragmente von Schriftbändern handeln könnte. Die Frage, welchem Gebäude diese Fragmente zuzuordnen sind, muß allerdings offen bleiben.