Inschriftenkatalog: Landkreis Bergstraße
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 38: Bergstraße (1994)
Nr. 11† Lorsch, Klosterkirche 1167
Beschreibung
Grabinschrift für Abt Heinrich von Lorsch. Das Grab befand sich an der Schwelle des Nordportals. Der Platz war von Heinrich selbst bestimmt worden.1)
Nach Chronicon Laurishamense.
Hoc iacet in tumulo dolor et decus omne suorumAbbas Heinricusa) iugi prece dignus eorumDic rogo qui transis memor eius et hic prositorumb)
Übersetzung:
In diesem Grab liegt zur Betrübnis und als ganze Zierde der Seinigen Abt Heinrich, würdig ihrer beständigen Fürbitten. Der Du hier vorübergehst, ich bitte Dich, sprich ein Gebet im Andenken an diesen Mann und an die, welche hier liegen.
Versmaß: Drei Hexameter mit Endreim (Caudati).
Textkritischer Apparat
- us wird lang durch metrische Dehnung.
- Von Helwich zu recht in positorum verbessert.
Anmerkungen
- CL I Kap. 164, 450.
- Zum Todestag vgl. die Eintragung im Lorscher Totenbuch fol. 95v zu iiii kal. oct. Zur Bestattung vgl. die folgende Nr.
- CL I Kap. 164, 450: „Epitaphium huiusmodi tumulo eius inscriptum est, breviter continens nomen ipsius meritum et memoriam.“ Die bei Kraus gegebenen weiteren zwei Zeilen „Anima eius et animae omnium fidelium defunctorum requiescant in pace amen“ sind von der Hand L um 1183 nachgetragen worden und gehören nicht zur Inschrift, vgl. CL I a.a.O. im Apparat u. 17f.
- CL I 17f.
- CL I Kap. 155c, 437; zur Datierung siehe ebd. Anm. 3 gegen Falk, Lorsch 209. Zur Herkunft Heinrichs vgl. Knöpp, Das letzte Jahrhundert 187.
- CL I Kap. 164, 447f. und Kap. 155c, 438f.; zu Heinrich vgl. insgesamt Knöpp, Das letzte Jahrhundert 187-193 u. Wehlt, Reichsabtei 80-83. Zu den Hintergründen des Italienzuges siehe O. Engels, Die Staufer, Stuttgart 19843, 72ff.
Nachweise
- CL I Kap. 164, 450.
- Helwich, Ant. Lauresham. 93.
- Falk, Lorsch 209.
- Kraus, Inschriften II 89, Nr. 200.
Zitierhinweis:
DI 38, Bergstraße, Nr. 11† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di038mz04k0001106.
Kommentar
Daß es sich bei dem Text um eine reale Grabinschrift handelt, unterliegt keinem Zweifel. Die Chronik beschreibt zunächst die Ereignisse bei der Aushebung des Grabes und die Bestattung Heinrichs am 28. September 11672) und fährt dann fort: „Ein Grabgedicht dieser Art ist auf sein Grab geschrieben worden und es enthält kurz seinen Namen, sein Verdienst und sein Andenken.“3) Da die Chronik zwischen 1170 und 1175 entstand, dürfte der Schreiber bei dem Begräbnis zugegen gewesen sein und die Inschrift selbst gesehen haben.4)
Heinrich wurde auf den Rat König Konrads III. im November 1152 zum Abt gewählt. Er gehörte der schwäbischen Adelsfamilie von Aurich an und war vorher Mönch im Kloster Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis).5) Die Lorscher Chronik stellt seine Verdienste um das Kloster in hellem Licht dar, hebt vor allem seine Bautätigkeit in Lorsch und den Tochterklöstern hervor und betont Heinrichs gutes Verhältnis zu Kaiser Friedrich I., unter dem er 1159 am zweiten Italienzug und an der Belagerung von Crema teilnahm.6)